China Mobile zeigt ersten 6G-Prototypen
Ein internationaler 6G-Standard ist angesichts der Weltlage noch nicht in Sicht. Nichtsdestotrotz investieren Unternehmen und Forschungseinrichtungen weltweit viele Ressourcen in die Weiterentwicklung der Technologie. China Mobile etwa hat jüngst den Prototypen eines fahrbaren 6G-Terminals gezeigt.
Deutschland hat schon so manche zum Teil hier entwickelte Technologien an die internationale Konkurrenz verloren. Damit das bei 6G nicht passiert, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung im August 2024 einen Fördertopf eingerichtet, um den nächsten Mobilfunkstandard für Gesellschaft und Wirtschaft in die Anwendung zu bringen.
Allen Erwartungen nach wird dieser neue Standard mit Geschwindigkeiten von bis zu einem Terabit pro Sekunde erst 2030 kommen. Und ob es überhaupt einen international einheitlichen 6G-Standard geben wird, steht angesichts der weltweiten wirtschaftlichen wie politischen Verwerfungen aufgrund der US-Zollpolitik in den Sternen. Immerhin hat die Standardisierungsorganisation 3GPP im März zu einem zweitägigen Workshop nach Südkorea eingeladen. Derweil werden einzelne Länder und Regionen wohl weiter ihr eigenes „6G-Süppchen“ kochen.
Für Liu Guangyi, Chief Technology Officer der Wireless-Abteilung des China Mobile Research Institute, ist aber klar, dass die Arbeit an einer 6G-Standardisierung spätestens mit dem Workshop in Südkorea offiziell begonnen hat, wie er dem chinesischsprachigen China Securities Journal sagte. Man befinde sich gerade in einer kritischen Phase der Forschung und Entwicklung, so Li.
Wie Golem berichtet, hat sein 6G-Labor auf dem Gelände des Future Science City Campus der chinesischen Hauptstadt Beijing den Prototypen eines fahrbaren 6G-Terminals gezeigt. Der hat etwa die Größe einer kleineren Gefriertruhe.
Giga- statt Megabit pro Sekunde
Das damit an zehn Standorten aufgebaute 6G-Testnetz soll eine Datenrate von etwa 1,3 Gbit/s und eine Spitzenrate von 4,6 Gbit/s haben. Gleichzeitig habe man auch schon erfolgreich ein Cloud-natives 6G-Prototyp-System entwickelt, das 128 Kanäle mit jeweils über 400 MHz unterstützt, womit beim einzelnen User Bandbreiten von über 6,43 Gbit/s möglich sein sollen.
„Wir gehen davon aus, den ersten 6G-Standard in der ersten Hälfte des Jahres 2029 veröffentlichen zu können. Für die Branche wird 6G voraussichtlich um das Jahr 2030 kommerziell einsatzfähig sein“, wird Liu von Golem zitiert.
Er ist überzeugt, dass 6G im Gegensatz zu 5G die Integration von Sensorik und künstlicher Intelligenz sowie die flächendeckende, immer verfügbare Konnektivität auf ein völlig neues Level heben und vielfältige neue Durchbrüche bringen wird.

So werde es auch möglich, dass die Luft-Boden- und Weltraumkommunikation eins wird, um zu einer wirklich globalen, nahtlosen Konnektivität zu kommen.
Viel mehr Möglichkeiten der Integration
Liu fasst 6G im Vergleich zu 5G unter dem Motto „drei Vervielfältigungen, drei Vereinigungen“ zusammen. Mit Ersterer meint er die viel größere Übertragungsgeschwindigkeit, Reichweite und Zuverlässigkeit mit entsprechend geringeren Latenzzeiten. Letztere bezieht sich auf die neuen Möglichkeiten und Anforderungen der Integration von Sensorik, KI und allgegenwärtiger Konnektivität am Boden, in der Luft und im Weltraum.
Weiter gab Liu der Hoffnung Ausdruck, dass 6G nicht einfach nur ein mobiles Kommunikationsnetzwerk sein wird, sondern Traditionen und die bisherigen Dimensionen der Netzwerkfähigkeit durchbricht, indem es Funktionen wie Lidar (Laser-Sensorik), Computing, KI, Big Data und Sicherheit vereint, um sie für neue Dienste nutzbar zu machen.
Die Durchbrüche des chinesischen Unternehmens kommen dabei nicht von Ungefähr. Lius Arbeitgeber China Mobile gehört zu den größten Mobilfunkanbietern der Welt und steckt sehr viel Geld und Ressourcen in Forschung und Entwicklung: 2024 hatte das Forschungsteam 59.000 Beschäftigte und ein Budget von 34 Milliarden Yuan oder rund 4,7 Milliarden US-Dollar zu Verfügung.
Quelle Titelbild: Adobe Stock / pkproject