Österreich: Faxverbot sorgt für Chaos im Gesundheitswesen
Aus Datenschutzgründen gilt für Arztpraxen, Kliniken und Krankenversicherungen in Österreich seit Anfang 2025 ein Faxverbot. Das hat zum Teil erhebliches Chaos im Gesundheitswesen unseres Nachbarlands ausgelöst.
In Deutschland gilt das Faxgerät als Inbegriff einer noch vielfach fehlenden oder rückständigen Digitalisierung in den öffentlichen Verwaltungen. Mit ihrer Abschaffung tun sich viele schwer, gerade ältere Generationen, etwa auch in der Ärzteschaft.
Dass ein Aus von heute auf morgen für die vermeintlichen „Steinzeit-Geräte“ auch nicht ganz folgenlos ist, zeigt die österreichische Gesundheitsversorgung. Denn die hat laut heise online das Faxverbot Anfang des Jahres teilweise ins Chaos gestürzt.
Auf USB-Stick im Taxi verschickt
Selbst die datenschutzrechtlich weniger bedenkliche Ausnahme einer verschlüsselten Faxübertragung ist demnach nicht weiter zugelassen. Das Gesundheitspersonal hatte im Vorfeld vor Schwierigkeiten gewarnt – und die sind jetzt wohl zuhauf aufgetreten, weil die Kommunikation zwischen den einzelnen Arztpraxen, Krankenhäusern, Versicherungen und anderen Stellen gestört ist oder nicht mehr funktioniert wie gewohnt.
So kam es vor, dass manche Einrichtungen Befunde erst auf CD-ROM oder USB-Stick kopiert haben, um sie dann per Rettungswagen oder Taxi zu ihrem Bestimmungsort zu schicken. Das hatte in Einzelfällen zur Folge, dass Patient:innen länger warten mussten oder sogar der anberaumte OP-Termin nicht stattfinden konnte.
Wie Andreas Krauter von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), dem Träger der Pflichtversicherungen des Nachbarlandes, dem ORF sagte, war Fax „die präferierte Kommunikationsform aller großen Teile des Gesundheitswesens, also der Krankenanstalten, der niedergelassenen Ärzteschaft und der Sozialversicherungen“.
Systeme harmonieren nicht
In Erwartung des vorstehenden Faxverbots habe sein Unternehmen Mitte Dezember 2024 zwar eine webbasierte Alternative eingeführt. Aber die dafür eingesetzten Cloudserver eines deutschen Unternehmens sind mit den IT-System im österreichischen Gesundheitswesen sehr zum Ärger der Ärztinnen und Ärzte weitgehend inkompatibel. Außerdem mangele es an der Usability, die Web-Lösung sei „extrem kompliziert zu bedienen, für Spitäler und Spitalärzte zum Beispiel unmöglich“, wie der Psychiater Dietmar Bayer im ORF-Interview moniert.
Die österreichische Ärztekammer hat auf einem Krisengipfel nun den Vorschlag der „gerichteten Befundübermittlung“ gemacht. Gemeint ist ein Datenaustausch per E-Mail mit besonderer Berücksichtigung des Datenschutzes, weil er nur zwischen E-Mail-Adressen aus einem gesonderten Verzeichnis medizinischer Dienstleister stattfindet.
Das abrupte Faxverbot in Österreichs Gesundheitswesen zeigt, dass eine unzureichend vorbereitete Digitalisierung bestehende Kommunikationswege massiv stören und zu unerwarteten Problemen führen kann. Um derartige Chaos-Situationen in Zukunft zu vermeiden, braucht es durchdachte Alternativen, die technisch kompatibel, benutzerfreundlich und praxistauglich sind.
Quelle Titelbild: Unsplash / Ian Taylor