30.07.2018

Beispiel WM 2018: Wie chinesische Unternehmen auf den Weltmarkt drängen

Die WM 2018 ging vor knapp einer Woche zu Ende. Was abgesehen vom frühen Aus der deutschen Nationalelf in Erinnerung bleibt, ist die viele chinesische Bannerwerbung, dabei hat China noch nie an einer WM teilgenommen. Dieser Beitrag klärt auf, welche Unternehmen sich dahinter verbergen und welcher größere Plan dahintersteckt.

Chinesische Unternehmen wollen einerseits mitspielen auf den globalen Märkten. Andererseits fällt auf, dass manche der chinesischen WM-Sponsoren 2018 sich bei ihrer Bannerwerbung noch nicht einmal die Mühe machen, die Weltöffentlichkeit für sich zu gewinnen und auf einen „englischen“ komplett Namen verzichten. Weiter fällt auf, dass bis auf Hisense und Vivo vielleicht die meisten von ihnen außerhalb Chinas so gut wie unbekannt sind.

 

Lenovo und der Weiße-Ware-Riese Haier sind längst so groß, dass sie diese internationale Öffentlichkeitswirksamkeit nicht brauchen. Aber vielleicht heben sie sich so wie Alibaba, Huawei und andere chinesische Riesen ihr Marketingpulver auch noch auf. Es geht den Chinesen nämlich um weit mehr: Sie wollen ganz oben mitspielen in der Liga und vielleicht schon in vier oder acht Jahren dabei sein. Was der Sieg oder zumindest das Viertelfinale für das Image und die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes bedeutet, das konnten sie sich auch vom deutschen Wunder von Bern 1954 abschauen. Dabei ist China als Wirtschaftsmacht heute schon viel bedeutender als Deutschland vor 60 Jahren oder jemals war.

Chinas Spitzenliga auf Einkaufstour

Ende 2016 hat Christiano Ronaldo aus Fernost ein Angebot erhalten, bei dem wohl so mancher seiner Kollegen schwach geworden wäre. Er sollte 100 Millionen Euro pro Jahr erhalten, Real Madrid 300 Millionen Euro als Ablösesumme.

 

Schwarze haben es im Reich der Mitte noch schwerer als in Europa, aber wie diese diese Bildergalerie von ran.de zeigt, ist auch der chinesische Sport farbenblind. 2015 ist der brasilianische Profi Aleix Teixeira für 50 Millionen Euro zu Jiangsu Suning gewechselt.

Seinen Landsmann Gil zog es für eine Ablösesumme von 8,5 Millionen Euro von Corinthians Sao Paolo zu Shandong Luneng Taishan; Werder Bremen hat sich mit 2 Millionen Euro begnügt, um den deutsch-kongolesischen Abwehrspieler Assani Lukimya zum Liaoning FC nach Nordostchina gehen zu lassen. Noch ganz frisch ist die Rückkehr des brasilianischen Nationalspielers und Real-Stars Paulino zu seinem alten Verein Guangzhou Evergrande – auf Leihbasis für ein Jahr. Guangzhou ist die Hauptstadt der vor Hongkong gelegenen, wirtschaftlich blühenden Provinz Guangdong. Stadt und Provinz wurden früher im Westen auch Canton oder Kanton genannt.

Die Namen und Hintergründe der chinesischen WM-Sponsoren

  • Hisense (海信集团, Haixin Jituan) hat sich spätestens seit dem Einstieg bei Loewe 2013 als TV-Anbieter und Elektronikriese auch in unseren Breiten einen Namen gemacht.
  • Vivo (维沃, Weiwo) war 2015 unter den 10 Top der Smartphone-Hersteller und ist unter anderem Partner von China Mobile.
  • 蒙牛(Mengniu) zeigt sich bei der FIFA nur mit chinesischer Bannerwerbung und dem Zusatz 酸奶(suannai, Joghurt), gehört aber zu den zehn größten Molkereien weltweit.万达集团(Wanda Group) ist ein 1988 gegründeter Konzern aus Dalian und Chinas größtes Kulturunternehmen, das auch in Immobilien, Luxushotels, Unterhaltung, Internet, Finanzen und Einzelhandel macht.
  • 雅迪 (Yadi, englisch: Yadea) ist ein Hersteller von Elektrorollern, der 2016 auch in Deutschland aufgeschlagen ist.
  • 指点艺境 (Zhidian Yijing), besser bekannt unter dem Markennamen LUCI, ist ein chinesischer Hersteller von VR-Brillen.
  • 帝牌男装 (Dipai Nanzhuang) ist ein Herrenausstatter mit Geschäften in ganz China

Wanda gibt übrigens laut wemedia.ifeng.com mit Abstand am meisten für Werbung aus, gefolgt von Vivo, Hisense und Mengniu (wörtlich: „mongolische Kuh“). Die Großmolkerei hat es vielleicht auch nötig, war sie vor zehn Jahren doch nebeneiner anderen in einen riesigen Skandal um gepanschtes Milchpulver verwickelt, bei dem im Laufe der nächsten zwei Jahre Zigtausende von chinesischen Kleinkindern erkrankten und einige sogar starben. Eine der Folgen war, dass China und sich hier aufhaltende Chinesen den deutschen Markt für Milchpulver leerfegten Drogerieketten wie DM, Rossmann und Budnikowsky sich laut Stern noch bis mindestens Anfang 2016 gezwungen sahen, die begehrte Ware zu rationieren. Aber es geht den Chinesen längst nicht mehr nur um Milchpulver oder deutsche Autos.

China auf High-Tech-Einkaufstour

Die Volksrepublik China ist mit 1,2 Billionen Dollar der größte Gläubiger der USA. Das hielt die Trump-Regierung dennoch nicht davon ab, auch gegen China Strafzölle zu verhängen. Wie das manager magazine Anfang 2018 berichtete, könnte Beijing Washington aber bald den Geldhahn zudrehen. Gegenstrafzölle sind auch schon auf dem Marsch. Insofern ist kein Wunder, dass China und Europa derzeit näher zusammenrücken.

 

Als Haier (der Name leitet sich übrigens von dem ehemaligen OEM-Kunden Liebherr ab) 2005 Maytag, besser bekannt unter der Staubsaugermarke Hoover, kaufen wollte, hatte die US-Regierung damals ihr Veto eingelegt.  Überschattet wurden die Pläne vielleicht auch von einer viel folgenschwereren Akquisition durch ein chinesisches Unternehmen, denn Ende 2004 hatte Lenovo angekündigt, die PC-Sparte von IBM übernehmen zu wollen. Seitdem wird immer wieder vor einer neuen gelben Gefahr gewarnt, dass chinesische Unternehmen nur darauf aus sind, sich westliche Technologien einzuverleiben, um damit dann die Weltmärkte zu erobern.

 

In Deutschland gibt es freilich auch die einen oder anderen Mahner. Die Bundesregierung unter Angela Merkel ermuntert chinesische Unternehmen aber, in Deutschland zu investieren. Als der Augsburger Roboterhersteller Kuka, der von 1928 bis 1980 übrigens im Besitz der Familie Quandt war, 2016 von dem chinesischen Haushaltsgerätehersteller Midea übernommen wurde, war die Aufregung aber doch groß. Das Unternehmen ist übrigens ein Jahr später bei dem Münchener IoT-Plattformanbieter Device Insight eingestiegen und sieht dies als strategische Partnerschaft.

Unfalltot von Großaktionär der Deutschen Bank

Kuka wird sicherlich nicht das letzte deutsche High-Tech-Unternehmen sein, das auf der Einkaufsliste chinesischer Unternehmen ist.

 

Ob dies „Grund zur Sorge oder unnötige Panikmache“ ist, damit beschäftigt sich die Bertelsmann Stiftung in einem Beitrag von Mai 2018.

 

Sorgen machen sich derweil die rund 97.000 Mitarbeiter der Deutschen Bank nach dem Unfalltot von dem Großaktionär Wang Jian Anfang Juli 2018 in Frankreich.

Die von ihm und Chen Feng im Jahr 2000 gegründete HNA Group ist mit 9,90 Prozent größter Aktionär der Deutschen Bank.

Chen hat angekündigt, die Geschäfte übernehmen zu wollen, aber es gibt neue Berichte,dass sich HNA von Anteilen an der Deutschen Bank trennen könnte.

 

Wenn es dazu kommt, hätte das nicht nur Folgen für das größte deutsche Geldhaus, sondern auch für den Finanzmarkt der Bundesregierung insgesamt.

Quelle Titelbild: iStock/ Belikart

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