02.11.2023

Deutschlands Dilemma: Spitzenreiter in Erneuerbaren, doch Nachzügler in der Energiewende

Das Thema Wärmepumpen hat die Bundesrepublik wie kaum anders gespalten. Tatsächlich gibt es davon und von Smart Metern immer noch vergleichsweise wenig, weshalb Deutschland bei der Energiewende weiter hinterherhinkt, obwohl es den höchsten Anteil an Erneuerbaren in der EU hat. 

 

Im Vergleich zu zwölf anderen europäischen Ländern liegt Deutschland bei der Energiewende immer noch ziemlich weit zurück. So ist das Ergebnis des vierten Berichts und Index zur Transformation des Strommarktes des britischen Fachverbands Renewable Energy and Clean Technology (REA) und des Energiemanagement-Unternehmens Eaton.

In dem Energy Transition Readiness Index ist die Bundesrepublik auf der Skala von eins bis fünf mit der Note Drei minus zusammen mit Italien und Spanien nur auf einem Platz im unteren Mittelfeld gelandet. Nur die Schweiz, Griechenland und Polen schnitten laut Heise noch schlechter ab.

 

Zu wenige Wärmepumpen und Smart Meter

Ein Grund dafür, dass Deutschland bei der Energiewende nicht vorankommt, ist das Reizthema Wärmepumpen, von denen es hierzulande noch viel zu wenige gibt. In Deutschland kommen auf 1.000 Haushalte nur 38 dieser Geräte verglichen mit 625 in Norwegen, 503 in Schweden und 438 in Finnland. Alle vier skandinavischen Lände inklusive Dänemark sind in der Index-Rangliste ganz weit oben.

Was in Deutschland trotz Einbauzwang bei Neubauten auch fehlt, ist eine ausreichende Zahl von intelligenten Strommessern, Smart Meter genannt. Hierzulande liegt die Durchdringungsrate wie in der Schweiz bei 17 Prozent, in Spanien, Schweden, Dänemark, Italien und Norwegen dagegen bei 98 bis 100 Prozent, in Frankreich und den Niederlanden bei 85 Prozent. Nur Polen schneidet bei der Durchdringung mit den intelligenten Strommessgeräten mit 12 Prozent schlechter ab.

Bei Elektrofahrzeugen ist Deutschland mit 14 Prozent der Neuwagen im oberen Drittel, von den 65 Prozent in Norwegen aber auch noch ein gutes Stück entfernt, die Niederland und Schweden mit 20 und 19 Prozent auf Platz 2 und 3 allerdings auch.

 

In absoluten Zahlen hat Deutschland die größten Potenziale

Bei erneuerbaren Energien war Deutschland 2021 in absoluten Zahlen mit über 230 Terawattstunden (TWh) weit vor allen anderen Ländern. Der Anteil am Strommix lag mit 41 Prozent aber deutlich unter den 113 Prozent in Norwegen, den 79 Prozent in Schweden, den 66 Prozent in Dänemark und 63 Prozent in der Schweiz. Jedoch hat Deutschland sich für 2030 mit die ehrgeizigsten Ziele gesetzt und diese gerade von 65 auf 80 Prozent angehoben, während das von Atomstrom so abhängige Frankreich den erneuerbaren Anteil bis 2030 nur von 24 auf 40 Prozent erhöhen will. Nur Norwegen, Dänemark und die Schweiz sind mit einem erneuerbaren Anteil von 100 bis 115 Prozent noch ehrgeiziger.

Beim Readiness- oder Leistungsbereitschafts-Ranking reicht es für Deutschland, Irland, Italien, Polen, Spanien, der Schweiz und Großbritannien jedoch nur für eine gelb markierte 3. Dänemark, Frankreich, die Niederlande, Norwegen und Schweden schneiden mit 4 Punkten besser ab, Finnland mit 5 Punkten am besten.

 

Potenziell könnte Deutschland den Wind- und Solarenergieanteil bis 2030 um 294 TWh oder 178 Prozent und damit in absoluten Zahlen so stark steigern wie kein anderes der insgesamt 13 Länder, obwohl die Schweiz als Spitzenreiter sogar das Potenzial bietet, den Anteil um 911 Prozent zu steigern, allerdings nur um 28 TWh. Wie Heise vorrechnet hat Deutschland den Anteil der Erneuerbaren 2022 von 41 auf 45 Prozent gesteigert, wobei Solar- und Windkraft 33 Prozent des jährlichen Verbrauchs ausmachen. Da Wind und Sonne allerdings sehr volatil sind, wären mehr Flexibilitätsressourcen erforderlich, um das 80-Prozent-Ziel bis 2030 zu erreichen. Dahingehend gibt es in der Bundesrepublik aber noch große Lücken, wie die Studienmacher warnen. Um die nötigen Kapazitäten zu schaffen, müssten sich auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für mögliche Investoren verbessern.