Black Friday: „Händler sägen am Ast, auf dem Sie sitzen“
Der Black Friday gilt als das Großevent des E-Commerce und bringt jährlich gute Umsätze für deutsche Händler. Die Aktion zeigt aber auch: Die Digitalisierung hat einen enormen Einfluss auf den Handel, online wie stationär. Allerdings können nicht alle Händler im digitalen Zeitalter mithalten, und das wird zunehmend ein Problem.
Über den Autor: Diethelm Siebuhr ist seit 2004 Geschäftsführer der Nexinto GmbH (ehemals Easynet GmbH). Seit Dezember 2013 verantwortet er als Chief Executive Officer die Strategie und das operative Geschäft der gesamten Nexinto Holding Ltd., London.
In seinem Gastbeitrag spricht Siebuhr über die Digitalisierung im Handel und sieht gerade in Hinblick auf den anstehenden Black Friday dringenden Handlungsbedarf.
Dieser Tage bricht für den Handel die umsatzstärkste Zeit des Jahres an: die Vorweihnachtszeit. Wer hier nicht nah am Kunden ist, bleibt auf der Strecke. Dass diese Nähe heute nicht mehr nur Regionalität ausmacht, sondern via Internet auch über viele andere Kanäle gegeben sein muss, ist inzwischen eine Binsenweisheit. Und das gilt sowohl für Privat- als auch für Geschäftskunden.
Eine Studie des Beratungsunternehmens PwC offenbart dennoch einen eklatanten Nachholbedarf in der Branche:
Jedes fünfte Unternehmen hat sich noch nicht eingehend mit dem Aufbau digitaler Fähigkeiten beschäftigt und verfügt über keine passende Strategie.
Damit sägen Händler am Ast, auf dem sie sitzen. Denn der eigene Kundenstamm ist heute wechselfreudiger als je zuvor.
Informationen zu Angeboten der Konkurrenz sind mit einer kurzen Online-Suche schnell gefunden.
Schon der Digitalverband Bitkom hatte im Juni dieses Jahres festgestellt, dass 77 Prozent der Händler sich selbst als Nachzügler der Digitalisierung betrachten. Gleichwohl sehen zwei Drittel der Händler darin eine Chance.
Worauf also warten? Wer zu lange zögert, verspielt seine Existenzgrundlage. Anschaulich wird dies am Beispiel des ehemals großen Versandhändlers Quelle, der den Zeitpunkt, sein Businessmodell anzupassen, versäumt hatte. Ganz im Gegensatz zum Konkurrenten OTTO, der heute zu den größten deutschen Online-Händlern gehört.
Die Digitalisierung gibt Händlern nicht nur die Chance, ihre Kunden über neue Kanäle anzusprechen und im After-Sales-Bereich die Bindung zu erhöhen, sondern auch neue Geschäftsmodelle, Zielgruppen und Märkte für sich zu erschließen.
Quelle Titelbild: AndreyPopov / iStock
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