Siemens realisiert ersten emissionsfreien Rückbau im industriellen Maßstab
Der Bausektor gilt als einer der größten „Umweltsünder“. Das betrifft auch den Rückbau, was etwa bei Industrieanlagen viel CO2 verursacht. Dass es auch anders geht, zeigt Siemens auf dem Areal des entstehenden Technology Campus Erlangen.
Der Bau und die Nutzung von Gebäuden ist laut dem Naturschutzbund NABU für rund 30 Prozent aller CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich, wobei vom Auf- bis zum Rückbau der ganze Lebenszyklus ins Gewicht fällt. Je nach eingesetzten Bauweisen und Materialien fallen dabei unterschiedliche Mengen an Treibhausgasen an.
Die Holz- und Fertigbauweise, die eine gute Wärmedämmung bieten und deren Materialien sich nach dem Lego- oder Baukastenprinzip zum Großteil wiederverwenden lassen, gelten dabei etwa als besonders umweltschonend. Sie eignen sich daher für das sog. zirkuläre Bauen. In Zukunft soll die gesamte Bauwirtschaft vom Auf- bis zum Rückbau emissionsfrei und zirkulär sein.
Siemens sieht sich hier mit dem weltweit ersten vollelektrischen Rückbau und zu 96 Prozent wiederverwendeten Materialien als industrieller Vorreiter. Der Technologiekonzern spricht in einer Pressemeldung von Anfang Juli 2025 von einem „Bauprojekt mit Vorzeigecharakter“ und von einem „Leuchtturmprojekt für die Bauwirtschaft von morgen“.

96 Prozent Recyclingquote
Siemens hat ein rund 200.000 Quadratmeter großes Areal für den im Juli 2023 angekündigten neuen Technology Campus Erlangen von vornherein als Null-Emissions-Standort ausgelegt. Die Konzerntochter Siemens Real Estate hat daher bei der Wahl der Partner für den Bau und der eingesetzten Mittel auf strikte Nachhaltigkeit geachtet.
Zusammen mit Volvo Construction Equipment und Metzner Recycling gelang es laut der Siemens-Pressemeldung, den weltweit ersten emissionsfreien Rückbau im industriellen Maßstab zu realisieren. Die Arbeiten daran sind schon angelaufen und zum Teil abgeschlossen.
Vollelektronische Baumaschinen zerlegen und zerkleinern die Bestandsbauten mit einem Gebäudevolumen von 24.700 Kubikmetern. Daraus sollen rund 12.800 Tonnen mineralisches Recycling-Material wieder in den Neubau der Anlagen einfließen. Dabei kommen unter anderem die Abbruchroboter und Staubmanagementgeräte von Husqvarna Construction zum Einsatz, die „den Weg zu CO2-armen Baustellen“ ebenen, wie es in der Pressemeldung heißt.
Die rückgebauten Gebäude sollen auch dank der von Volvo CE vorangetriebenen Elektrifizierung zu 96 Prozent als Baumaterial Wiederverwertung finden, als Unterbau für die Bodenplatten etwa, als Zuschlagstoff oder Beimischung zum Beton oder als Doppelbodenplatten.
Ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele als Maßgabe für den Rückbau
„Wir haben uns als Unternehmen ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele gesetzt und wollen bis 2030 klimaneutral sein“, betont Daniel Bechmann, General Manager von Siemens Real Estate, der das Bauprojekt leitet. „Bei unseren Neubauprojekten sind wir bereits weitgehend CO2-neutral im Betrieb. Daher war es für uns eine tolle Gelegenheit, gemeinsam mit unseren kompetenten Rückbaupartnern einen entscheidenden Beitrag zur CO2-Reduzierung auf einer Großbaustelle umzusetzen“, fügt er hinzu.
Volvo CE und Metzner Recycling haben den ganzen Prozess vollelektronisch und fast völlig emissionsfrei umgesetzt, wozu auch die Logistik, das Recycling und die Materialkombination zählen. „Dieser vollständig elektronisch betriebene Rückbau beweist die Machbarkeit von Baustellen mit Null-Emissionen. Die Erkenntnisse, die wir daraus ziehen können, sind für alle Beteiligten von Vorteil“, klopft sich und den anderen Projektpartnern Mathias Pfitzenmeier, VP Sales & Services Deutschland bei Husqvarna Construction, auf die Schulter. „Wenn wir uns mit führenden Unternehmen der Branche zusammentun, könnten wir den Wandel gemeinsam vorantreiben“, fügt er hinzu.
Quelle Titelbild: Adobe Stock / everythingpossible

