16.01.2024

Oxfam: Die fünf Reichsten der Welt sind jetzt mehr als doppelt so reich

Die fünf Reichsten der Welt haben ihr Vermögen seit 2020 mehr als verdoppelt, die fünf Milliarden Ärmsten seien dagegen noch ärmer geworden, heißt es im Oxfam-Report zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums in Davos.

Entgegen dem Vorwurf der Neiddebatte hat der US-amerikanische Großinvestor Warren Buffett 2015 mal gesagt, dass seine Putzkraft relativ gesehen mehr Steuern zahle als er. Und dabei hat er auch dem widersprochen, dass eine höhere Steuerlast für Superreiche wie ihn Investitionen abwürgen würden.

Daran erinnert der neue Oxfam-Bericht „Inequality Inc“, in dem die niederländische Hilfs- und Entwicklungsorganisation auf eine noch größer gewordene Kluft zwischen Arm und Reich hinweist und den Ruf nach einer gerechteren Verteilung wiederholt.

„Stundenlohn“ von 14 Millionen Dollar

Dem zum Auftakt des Weltforums in Davos 2024 vorgelegten Report zufolge haben die fünf Reichsten der Welt – allesamt Männer – ihren Reichtum seit 2020 von zusammen genommen 405 auf 869 Milliarden US-Dollar oder etwa 369 auf 791 Milliarden Euro mehr als verdoppelt, was einem Prokopf-„Stundenlohn“ von 14 Millionen Dollar gleichkäme. Zugleich haben die ärmeren 60 Prozent der Welt, insgesamt 4,7 Milliarden Menschen, im Zuge der Pandemie, von Inflation und Kriegen 20 Milliarden Dollar oder 18 Milliarden Euro an Vermögen verloren und seien sie in Folge noch ärmer geworden.

 

Wenn das Vermögen der Reichsten der Reichen, darunter Tesla-Chef Elon Musk und  Amazon-Gründer Jeff Bezos, in dem Maße weiter steige wie bisher, könnte einer von ihnen in zehn Jahren schon zum Dollar-Billionär werden, heißt es in dem Bericht weiter. Im Gegenzug würde die globale Armut auch in 230 Jahren noch nicht überwunden. Billion ist das englische Wort für Milliarde, gemeint ist aber tatsächlich eine Zahl mit zwölf Nullen, auf Englisch gemäß der kurzen Skala trillion genannt.

 

Aber gibt auch schon genug Milliardäre, auf Englisch billionaires. Ihre Zahl ist zwar laut Forbes-Liste von 2022 zwar um 28 geschrumpft, aber insgesamt haben die verbliebenen 2,640 Milliardäre ihr kumuliertes Vermögen 2022 laut Forbes auf 12,2 Trillionen oder 12,2 mal 10¹⁵ Dollar erhöhen können. Die Milliarden-Vermögen sind dem Bericht zufolge dreimal so schnell gewachsen wie die Inflation.

 

Die immer größer werdende Ungleichheit verstärke geschlechtsspezifische und rassistische Diskriminierung, untergrabe die Demokratie und trage maßgeblich dazu bei, „dass die Klimakrise sich zu einer Katastrophe ausweite“, sagt Serap Altinisik, den geschäftsführenden Vorstandsvorsitzenden von Oxfam Deutschland. Daher seine Forderung: „Wir brauchen  eine Besteuerung hoher Vermögen, damit auch die Superreichen ihren gerechten Beitrag zum Gemeinwohl leisten.“

 

Das Geld soll unter anderem einer sozialen Gerechtigkeit und auch dem Umweltschutz zugute kommen. Denn da setzt der Rotstift meist am ehesten an. Die Ärmsten der Welt müssen den Klimawandel aber am meisten „ausbaden“.

Über 100 Superreiche fordern: Tax Me Now

Das Gesamtvermögen der fünf reichsten Deutschen ist dem Oxfam-Report zufolge inflationsbereinigt um fast drei Viertel (73,85 Prozent) auf umgerechnet 155 Milliarden US-Dollar gewachsen. Stark angeschwollen sind auch die Gewinne großer Konzerne, die in Form von Aktienbesitz und Dividendenausschüttungen auch wieder vielfach den Reichsten der Reichen zugutekommen. So besitzt das reichste ein Prozent der Weltbevölkerung 43 Prozent des globalen Firmenvermögens. In Deutschland ist der Anteil mit 41,1 Prozent nur geringfügig kleiner.

 

Buffett ist daher nicht der einzige Superreiche, der sich für eine höhere Versteuerung großer Vermögen einsetzt. Mehr als 100 von ihnen, darunter Abigail Disney und die BASF-Erbin Marlene Engelholm, haben angesichts von Rekordgewinnen der Crême de la Crême im Zuge der  Corona-Pandemie in einem offenen Brief von Millionaires for Humanity die Forderung nach Tax Me Now!, „Besteuert mich jetzt!“, unterschrieben.

 

Es geht ihnen und Organisationen wie Oxfam auch nicht darum, Wohlstand insgesamt zu verdammen und den für Deutschland so wichtigen Mittelstand ausbluten sehen zu wollen. Wie die jüngere Geschichte lehrt, hat eine Triple-Down Economy mit Steuererleichterungen für Superreiche zum Ankurbeln der Wirtschaft nie oder nur in ganz wenigen Einzelfällen den Effekt gehabt, dass Ärmere oder die Mittelschicht von diesem heruntertropfenden Wohlstand profitieren. Im Gegenteil hat das meist zu einer massiv gestiegen Staatsverschuldung und Rücknahme so mancher sozialer Errungenschaften geführt.

 

Quelle Titelbild: Rolls-Royce