04.04.2025

DACH-Raum verliert den Anschluss bei Industrie 4.0

Ausgerechnet im Bereich Industrie 4.0, dem einst in Deutschland geprägten Begriff, ist der DACH-Raum auf dem besten Weg, den Anschluss an die internationale Konkurrenz zu verlieren.

 

Auf der diese Tage stattfindenden Hannover Messe wurde einst ein Begriff geprägt, der es sogar in der deutschen Schreibweise bis in die USA schaffen sollte: Industrie 4.0. Zwar ist seit dem Aufkommen des Begriffs im Jahr 2011 der Digitalisierungsgrad der Industrie weltweit deutlich gestiegen. Jedoch geht gerade in Deutschland die Entwicklung nicht mehr so schnell voran, wie früher, während andere Länder mächtig aufgeholt haben. Das zeigt das von der Management- und IT-Beratung MPH zusammen mit der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) erhobene Industrie-4.0-Barometer.

 

Vor allem die USA und China bauen ihren Vorsprung immer mehr aus, während dem deutschsprachigen Raum vielfach Fachkräfte fehlen und Altsysteme den Ausbau der datengetriebenen Produktion hemmen. Das ist laut Industry of Things die Grundaussage der MHP-Studie mit 823 Industrievertreter:innen aus dem DACH-Raum, China, den USA und Großbritannien.

 

Gegenstand der Studie war es, die Verbreitung und den Reifegrad von Industrie 4.0 in den jeweiligen Unternehmen und Ländern sowie die Entwicklung gegenüber 2018 zu erfassen. Das Barometer, das auch mit konkreten Handlungsempfehlungen und Success Stories aufwartet, soll Unternehmen als Spiegel dienen, wie weit sie selbst sind, welche Herausforderung auf sie warten und wie sie es schaffen, nicht den Anschluss im internationalen Wettbewerb zu verlieren.

 

Weit mehr Digital Twins in China

Besonders bei digitalen Zwillingen haben andere Länder längst die Nase vorn. Denn während in China nur 5 Prozent der Unternehmen völlig auf Digital Twins verzichten, sind es im DACH-Raum 30 Prozent. Chinesische Unternehmen setzen schon zu 67 Prozent ganz oder teilweise auf diese Technologie, im deutschsprachigen Raum sind es nur 41 Prozent.

 

Große Unterschiede zwischen China und der DACH-Region zeigen sich auch in der Intralogistik: Im Reich der Mitte setzen schon 59 Prozent der Industrieunternehmen ganz oder teilweise fahrerlose Transportsysteme (FTS) ein, in Deutschland, Österreich und der Schweiz nur 35 Prozent. Das ist deutlich unter dem Schnitt von 50 Prozent in allen sechs untersuchten Ländern.

 

Auch in anderen Feldern, wie etwa bei der Automatisierung und bei der Datenanalyse weist die Studie auf Rückstände in Deutschland, Österreich und der Schweiz hin. Vor allem bei der Datenstrategie und Datenqualität hinkt demnach die DACH-Region mehr und mehr hinterher.

 

Unternehmen, die jetzt nicht aufholen, laufen Gefahr, international noch weiter abgehängt zu werden. Das aktuelle Barometer zum Status von Industrie 4.0 im DACH-Raum zeigt dabei zwar einen von 60 auf 64 Prozent leicht gestiegenen Gesamtwert Das Tempo hat sich aber deutlich verlangsamt. Zwischen 2023 und 2024 war der Entwicklungssprung von 50 auf 60 Prozent noch weitaus größer.

 

Quelle Titelbild: Adobe Stock / Elnur