Modernisierung von Alt-Systemen: Im Einklang mit der rasanten technologischen Entwicklung bleiben
Technische Altlasten und veraltete Infrastrukturen hindern Unternehmen oft am Fortschritt. Sie beeinträchtigen die Innovationsfähigkeit und das Wachstum und erhöhen gleichzeitig die Sicherheitsrisiken und Kosten. Laut einer aktuellen Studie von Expleo betrachten 42 Prozent der deutschen Banken und Finanzdienstleister Legacy-Systeme als eine der größten Herausforderungen für ihre Transformationspläne. In diesem Leitfaden werden Lösungsansätze aufgezeigt.
Die Aktualisierung von veralteter Software und Hardware in etablierten digitalen Ökosystemen wird häufig aufgrund der Komplexität und der damit verbundenen Geschäftsrisiken vernachlässigt. Trotz berechtigter Bedenken ist jedoch offensichtlich, dass Legacy-Systeme den Anforderungen an moderne Dienstleistungen und Produkte nicht mehr gerecht werden können. Eine Aktualisierung ist daher aus folgenden Gründen unerlässlich:
- Innovationen erfordern schnelle Umsetzung und die intelligente Vernetzung digitaler Dienste. Alte Systeme sind nicht darauf ausgelegt.
- Digitale Prozesse und neue Geschäftsmodelle erfordern moderne Technologie für reibungslose Funktionalität. Altsysteme bieten nicht die erforderliche Flexibilität und Skalierbarkeit aufgrund veralteter Technologie und Architektur.
- Der Fachkräftemangel belastet bereits überlastete IT-Abteilungen und erfordert zusätzliche Spezialisten für Legacy-Systeme. Dies schränkt die Entwicklungsmöglichkeiten der IT-Teams stark ein.
- Agile Unternehmen können rasch auf Marktveränderungen reagieren und Produkte schneller einführen. Daher müssen die technischen Systeme die Agilität der Organisation unterstützen.
Der Global Business Transformation Index 2023 von Expleo zeigt, wie gravierend das Problem ist. In Bezug auf die größten Herausforderungen bei der Geschäftstransformation gaben 42 Prozent der deutschen Banken und Finanzdienstleister an, dass die Modernisierung von Kern-/Legacy-Systemen und Infrastruktur ausbleibt.
Es ist daher von entscheidender Bedeutung, proaktiv zu handeln und die schrittweise Modernisierung der Organisation anzugehen. Denn die Herausforderungen werden nicht von selbst durch den allgemeinen technologischen Fortschritt gelöst, sondern erfordern geplante Maßnahmen. Investitionen in die Systemmodernisierung sind unerlässlich, um zu verhindern, dass sich veraltete und komplexe Legacy-Systeme ansammeln. Kurz gesagt: Je länger Unternehmen zögern, desto größer werden die personellen, finanziellen und geschäftlichen Risiken.
Auf Kurs in Richtung Zukunft
Für die Modernisierung von Legacy-Anwendungen gibt es keine allgemeingültigen Lösungen. Jedes Unternehmen nutzt unterschiedliche Technologien und individuelle Prozesse, daher sind maßgeschneiderte Modernisierungspläne und Zeitpläne entscheidend. Eine Legacy-Modernisierung sollte nicht als isoliertes Projekt betrachtet werden, sondern als kontinuierliche Entwicklung, bei der im Laufe der Zeit skalierbare Komponenten auf Hard- und Softwareebene schrittweise ersetzt werden. Statt auf einen „Big Bang“ liegt der Fokus auf einer Abfolge von Teilprojekten, die nacheinander oder parallel durchgeführt werden.
Diese Umstellung wirkt sich auch auf die organisatorischen Prozesse und Arbeitsabläufe aus. Die Ablösung von Altsystemen erfordert eine umfassende Herangehensweise, einschließlich der Einbeziehung von Führungskräften und Mitarbeitern, um den maximalen Nutzen aus den neuen Technologien zu ziehen. Auf diese Weise können interne Ideen und Ressourcen als Leitfaden für eine umfassende Modernisierung dienen.

Die ursprüngliche Legacy-Modernisierung entwickelt sich so zu einer ganzheitlichen Neuausrichtung mit einem einheitlichen Ansatz für zukünftige Technologiewechsel, Technologiebereitstellung und den Aufbau einer technischen Basis, wie beispielsweise DevOps, im Unternehmen.
Verkürzung der Time-to-Market
Der DevOps-Ansatz in der Softwareentwicklung bietet den Vorteil automatisierter Tests und vorgeschriebener Prüfungen, die eine kontinuierliche Überwachung ermöglichen. Dies führt zu schnellerer Fehlererkennung und -behebung, was die Time-to-Market für Produkteinführungen und Funktionserweiterungen verkürzt. Low-Code/No-Code-Entwicklungen sind besonders erfolgreich, da sie bestehende Technologien ergänzen und die Bereitstellung von anpassbaren Funktionen beschleunigen.
Durch die Aufteilung alter monolithischer Anwendungen in isolierte Microservices, insbesondere in einer cloud-basierten Architektur, können kürzere Release-Zyklen erreicht werden. Microservices fungieren auch als Brücke zwischen Cloud- und On-Premise-Anwendungen und eignen sich für internationale Finanzumgebungen, um regionale Anpassungen zu ermöglichen.
Ein schrittweiser Ansatz hat den Aufbau eines zentralen Data Warehouse ersetzt. Stattdessen wird in der Finanzwelt oft auf gut integrierte Schnittstellen gesetzt, um vorhandene Daten lokal zu belassen und auf vernetzte Datennutzung und -verarbeitung zu fokussieren.
Fazit
Im Rahmen der Legacy-Modernisierung besteht die Möglichkeit, eine Balance zwischen Kosteneffizienz und gesteigerter Produktivität zu finden. Die neue Systemlandschaft zeichnet sich durch einen schlanken Kern aus, der mit angedockten Systemen und Microservices arbeitet, um Modernisierungen und Anpassungen langfristig zu erleichtern. Es erfolgt verstärkt die Nutzung von Standardprogrammen, einschließlich Software as a Service (SaaS) oder Platform as a Service (PaaS), während eigenentwickelte Speziallösungen nur selten zum Einsatz kommen.

Der Schwerpunkt liegt auf Integration, da die kombinierte Verwendung verschiedener Datenquellen und Anwendungen Klarheit über Abhängigkeiten schafft und fundierte Entscheidungen darüber ermöglicht, welche Anwendungen und Strukturen langfristig beibehalten werden sollten. Statt auf einen großen „Big Bang“ wird auf die Entkopplung unterschiedlicher Systeme gesetzt.
Quelle Titelbild: Adobe Stock / Fred