Interesse an MINT-Fächern nimmt ab, der Frauenanteil zu
Lange hieß es, dass Frauen sich zu wenig für MINT-Berufe begeistern können. Das hat sich bei den Studienanfängerinnen zumindest etwas gebessert. Doch der Fachkräftemangel wird bleiben, weil auch die Männer den MINT-Studienfächern tendenziell den Rücken kehren. Informatik ist allerdings immer noch ein starkes Zugpferd.
Vor 50 Jahren hieß es noch „Sei schlau, geh zum Bau!“ Heute könnte man sagen: „Geh in die IT, so eine gute Chance kriegst du sonst nie!“ Bei den Erstsemestern scheint das Interesse an MINT-Fächern allerdings trotz der großen Nachfrage leicht abzunehmen. Denn die Zahlen sind seit 2017 rückläufig.
Damals waren es 351.000 Studienanfänger:innen, 2022 laut Statista nur noch 305.000, die Mathematik, Informations- und Naturwissenschaften oder Technik studieren wollen.
Gestiegen ist jedoch der Frauenanteil bei den Erstsemestern in MINT-Fächern. Im Wintersemester 1992/93 konnten sich nur 22,4 Prozent der Frauen dafür erwärmen, im WS 2012/13 schon 28,6 Prozent und im WS 2022/23 fast ein Drittel, nämlich 32,4 Prozent aller MINT-Erstsemester.
Während Mathematik und Naturwissenschaften, die MINT-Studienfächer, die Frauen früher eher interessierten, bei ihnen nicht mehr so angesagt sind wie 2012/2013 mit damals noch rund 60 Prozent, sind heute Ingenieurswissenschaften inklusive Informatik vorn. Im 2022/23 war das Verhältnis schon bei etwa 54,6 zu 45,4 Prozent.
Frauenanteil jetzt bei fast einem Drittel
Dass es die Erstsemester heute mehr zu Informatik hinzieht, ist nicht frauenspezifisch, obwohl das Interesse daran möglicherweise auch davon abhängen könnte, wie sich künstliche Intelligenz entwickelt. Denn einerseits erfordert diese noch höhere Qualifikationen und Expertise. Andererseits ist ChatGPT heute schon in der Lage, eine Reihe von Programmiertätigkeiten zu übernehmen, womit viele der heute hochbezahlten Programmierer:innen, die bei Entwicklung mitwirken, praktisch an ihrem eigenen Ast sägen könnten.
Aber Programmieren ist ja nicht alles, und viele der Informatik-Studierenden sehen ihre Zukunft auch nicht darin, sondern im Entwerfen von IT-Strategien und Konzepten zur wirtschaftlichen Nutzung der Technologien. Und da sind diejenigen möglicherweise besser auf aufgestellt, die ein MINT-Studium mit dem der Wirtschaftswissenschaften verbinden.
Die Zahl der offenen Stellen ist 2023 zwar von 499.600 auf 496.500 innerhalb eines Jahres zwar leicht zurückgegangen, im Vergleich zu Anfang der Coronakrise mit damals 360.000 aber immer noch deutlich höher als die der Erstsemester.