Holobox für virtuelle Vorträge wie in echt
Von der US-Firma Proto entwickelt, testet die Loughborough University in der englischen Grafschaft Leicestershire als erste den Einsatz von Holoboxen, um Dozentinnen und Dozenten aus aller Welt virtuell in den Hörsaal zu holen. Mit KI könnten sogar Albert Einstein oder Coco Chanel dabei sein, wie der Guardian berichtet.
In den 1950er und 1960er Jahren waren Hollywood oder Co. schon sehr weit und gab es die ersten Filme, in denen andeutungsweise zumindest Personen ganz ohne Spezialbrille holographisch über die Leinwand liefen. Ein Beispiel war „Das Spukschloss im Spessart“ von 1960 mit Liselotte Pulver sowie Hanne Wieder und Curt Bois als grün leuchtende Geister, ein anderes „Raumschiff Enterprise“ oder „Star Trek“, wie die Serie im Original heißt.
Das wohl berühmteste Zitat daraus war: „Beam me up, Scotty“. William Shatner (siehe Titelbild) hat das als Captain Kirk in 79 Folgen jedoch nie gesagt. Er freute sich aber sichtlich, bei der Vorführung der Holobox auf der CES in Las Vegas darin zu stehen und dabei zu sein. Gemeint sind von der US-Firma Proto entwickelte Boxen in der Größe von Telefonzellen, in die sich Personen projizieren lassen können, um Vorträge oder Reden halten zu können.
3D-Effekt ist nicht KI-generiert
Anders als von heise online berichtet, ist der aus der Ferne verblüffend erscheinende 3D-Effekt keiner Nachbearbeitung durch AI oder KI zu verdanken. Künstliche Intelligenz kommt laut Kilian Jonasch, Produkt- & Innovationsmanager bei dem deutschen autorisierten Proto-Vertriebspartner pave GmbH zwar zum Einsatz, nicht aber zur Darstellung der Personen in den „Beams“.
Im britischen The Guardian sagt David Nussbaum, der Proto vor vier Jahren mitgegründet hat, allerdings: „Ein AI Stephen Hawking würde aussehen, klingen und interagieren wie er selbst.“
Wie der Guardian eine Professorin zitiert, lieben ihre Studierenden die „Technologie total“, was sich auch an den vielen Selfies zeigte. Sie würden die dreidimensionalen Darstellungen den bisher auf die Leinwand oder den Bildschirm geholten 2D-Personen bevorzugen. Was heise online in dem Statement der Universität vermisst, sind solche zu den von Proto geplanten digitalen holographischen Abbildern verstorbener Persönlichkeiten. Aber man stelle sich mal vor, wie es wäre, wenn Albert Einstein sich im Hörsaal selbst widerspräche. Natürlich eignet sich die Holobox auch für Firmenvorträge und große Konferenzen.
Auch an eine Holobox fürs Volk ist gedacht
Die in Las Vegas vorgestellte und die von der britischen Loughborough University auf der Höhe von Birmingham getestete Holobox von Proto soll Zehntausende Euro oder Dollar kosten, eine kleinere Variante 6.000 respektive 6.900 Euro. In Deutschland liegt der Vertrieb als autorisierter Partner bei der Nürnberger pave GmbH.
Zu den ersten Kunden gehören IBM und H&M, aber Nussbaum ist auch der Meinung, dass man kein exzentrischer Millionär oder Promi sein sollte, um solche Hologramme zu haben. Sein Unternehmen arbeite daher auch an einer Einsteigerversion für unter 1.000 US-Dollar oder Euro.
Fazit: Bei der von Proto entwickelten Holobox ist KI am Werk. Man kann nur hoffen, dass Technologien wie diese nicht missbraucht werden, um böse Geister wieder zum Leben erwecken. Kaiser Barbarossa wie in Heinrich Heines „Deutschland. Ein Wintermärchen“ aus dem Kyffhäuser hervorzulocken, wäre ja noch harmlos. Doch was ist, wenn Hitler durch Holographie wieder „auf der Matte“ stünde, um alte und neue Anhänger um sich zu scharen? Aber alles, was KI heute schafft und möglich macht, erfordert eben einen verantwortungsvollen Umgang. Das wird zukünftig eine immer größere Rolle spielen im KI-Kontext. Der Nutzen ist bei der Holobox jedoch allemal größer als mögliche Gefahren.
Quelle Titelbild: Proto Australia und pave GmbH