Mit Farming 4.0 massiv CO2 einsparen
Drei Jahre nach dem Abschlussbericht von 2021 hat die Zukunftskommission Landwirtschaft Ende November 2024 einen gemeinsamen Fahrplan für Farming 4.0 mit praxisnahen Empfehlungen für eine klimafreundlichere, ressourcenschonende Produktion vorgelegt.
Die Landwirtschaft in Deutschland ist in Sachen Digitalisierung schon weiter als ihr Ruf. Allein bei der Umsetzung hapert es oft noch an der flächendeckenden 5G- oder 4G-Abdeckung. Dass der Einsatz von Technologie zukünftig noch wichtiger wird, zeigt jetzt auch der gemeinsame Fahrplan der Zukunftskommission Landwirtschaft.
Das am 26. November 2024 vorgelegte Papier belegt, dass der Sektor unter Druck steht, umweltschonend und gleichzeitig bezahlbar zu produzieren. Die Digitalisierung kann helfen, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu vereinen. So sieht es auch der ITK-Branchenverband Bitkom in einem Kommentar zur Vorlage des neuen ZKL-Reports.
Die Zukunftskommission Landwirtschaft setzt sich aus verschiedenen Verbänden aus dem Agrarsektor, der Wirtschaft, Wissenschaft sowie für Umwelt-, Natur-, Verbraucher- und Tierschutz zusammen. Ihr Ziel ist es, gemeinsame tragfähige Lösungen für die Zukunft der Landwirtschaft und Ernährung auszuarbeiten.
Ressourcen sparen und Klima schonen mit Farming 4.0
Susanne Dehmel ist ein Mitglied der Kommission und zugleich auch Mitglied der Geschäftsleitung von Bitkom. Sie sagt: „Drei Jahre nach dem Abschlussbericht von 2021 hat die Kommission nun einen gemeinsamen Fahrplan vorgelegt, der anhand praxisnaher Empfehlungen aufzeigt, wie unsere Landwirtschaft gleichzeitig klimafreundlicher und ressourcenschonender gestaltet werden kann, ohne dabei an Produktivität und Effizienz zu verlieren – und dabei die wesentliche Rolle digitaler Technologien unterstrichen.“
Wie eine Bitkom-Studie zu Klimaeffekten belegt, ließen sich durch eine zügige Digitalisierung des Agrarsektors bis 2030 rund 6 Millionen Tonnen an CO2-Äquivalenten in Deutschland einsparen. Laut Greenpeace zählt die Landwirtschaft mit rund 40 Prozent des Ausstoßes an Methangas zu den Hauptemittenten weltweit.
Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland haben selbst ein Interesse an einer umweltschonenderen Produktion, auch weil die Verbraucher:innen es fordern. Die große Mehrheit von 79 Prozent sieht die Digitalisierung daher als Chance für ihre Betriebe. 80 Prozent sind überzeugt, dass digitale Technologien helfen, umweltschonender zu produzieren und Ressourcen wie Dünger und Pflanzenschutz einzusparen. Zwei Drittel der 500 Befragten (67 Prozent) sagen, dass digitale Technologien langfristig auch helfen würden, Kosten in der Landwirtschaft zu senken.
Etwa die Hälfte der Befragten sieht aber immer noch Herausforderung mit der Digitalisierung verbunden. Wie Dehmel sagt, zeigt der zunehmende Einsatz digitaler Anwendungen, dass Landwirtschaftsbetriebe die Potenziale erkannt haben. Es brauche jetzt aber auch die entsprechenden Rahmenbedingungen, um diese ausschöpfen zu können und „Innovationswillen zu Investitionen zu machen“. Daher sei es jetzt an der Politik, „die Leitlinien der ZKL mit klaren Maßnahmen zu unterlegen“.
Was die ZKL von der Politik erwartet
Von der Kommission gefordert sind etwa einheitliche Datenplattformen, um Redundanzen im Meldewesen zu beseitigen und den bürokratischen Aufwand zu reduzieren. Außerdem fordert die ZKL, den Zugang zu staatlich erhobenen Geo- und Umweltdaten zu erleichtern und diese den Agrarbetrieben kostenfrei bereitzustellen.
Schließlich brauche es auch finanzielle Unterstützung bei der Anschaffung moderner Technologien wie Sensorik, KI und Managementsystemen. Der Fahrplan sieht die Zukunft der Landwirtschaft als „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ und umfasst zentrale Handlungsfelder wie den Schutz der Biodiversität und den Umbau der Tierhaltung. Eine Neuausrichtung der gemeinsamen Agrarpolitik sowie die Förderung der Resilienz in den Agrar- und Ernährungssystemen soll zudem nicht nur Deutschland, sondern auch den globalen Süden in den Blick nehmen, empfiehlt die ZKL.
Quelle Titelbild: Adobe Stock / Epstudio20