KI als Anwalt oder Richterin
21.11.2024

Ersetzt KI bald den Anwalt und die Richterin?

Durch künstliche Intelligenz (KI) können natürlich auch neue Jobs entstehen. Gleichzeitig dringt die Technologie immer mehr in qualifizierte Berufe vor, die eine langjährige Ausbildung oder ein hartes Studium erfordern, in den von Juristinnen und Juristen zum Beispiel.

 

Zunächst die Entwarnung für alle, die Jura studiert haben: Anwältinnen und Anwälte sind derzeit so sehr gesucht wie schon lange nicht mehr. Von einer „Juristenschwemme“ wie noch bis in die 1990er Jahre, wo viele von ihnen auf Taxifahren oder andere Berufe ausweichen mussten, kann keine Rede sein.

 

Dass KI in ihr Metier eindringt, kommt daher auch nicht ganz von ungefähr. Wie ein Bericht von BR24 darüber beginnt, hat KI-Podcast-Host Marie Kilk sich ein Jahr lang mit einer Fluggesellschaft vor Gericht gestritten und bekam am Ende eine Entschädigung von 250,10 Euro. Der Clou daran war, dass sie die ganze Zeit mit keinem Anwalt und keiner Anwältin gesprochen hatte, sondern einen automatisierten Dienst in Anspruch nahm, um ihre Entschädigung zu erstreiten.

 

Legal Tech ist das Zauberwort

Firmen wie FlightRight und DoNotPay haben sich dem BR24-Beitrag zufolge darauf spezialisiert, Verbraucher:innen zu ihrem Recht zu verhelfen, etwa bei Flügen, Verträgen von Fitnessstudios oder Strafmandaten. Und als „Legal Tech“-Startups nutzen sie auch schon solche automatisierten Systeme für alle Fälle, die nach einem ganz klaren Schema ablaufen. Das mache den Rechtsweg für viele Menschen erst zugänglich. Diese Dienste sind allerdings beileibe nicht mit der komplexen Arbeit vergleichbar, die menschliche Anwältinnen und Anwälte leisten.

 

ChatGPT, Google Gemini, Claude von Anthropic und andere intelligente Sprachmodelle können ihnen aber langsam Konkurrenz machen oder sie mindestens bei ihrer Arbeit unterstützen. Verbraucher:innen könnten sich so bald die Suche nach dem Anwalt oder der Anwältin sparen, was auch angesichts des Ausscheidens der Babyboomer aus dem Beruf immer schwieriger ist.

ChatGPT, Google Gemini, Claude von Anthropic und andere intelligente Sprachmodelle können ihnen aber langsam Konkurrenz machen oder sie mindestens bei ihrer Arbeit unterstützen.

 

Verbraucher:innen könnten sich so bald die Suche nach dem Anwalt oder der Anwältin sparen, was auch angesichts des Ausscheidens der Babyboomer aus dem Beruf immer schwieriger ist.

Auch Vertragstexte werden von KI generiert
KI-Sorachmodelle formulieren teilweise sehr überzeugende und auch rechtlich einwandfreie Vertragstexte. Bildquelle: Pexels / Photo By: Kaboompics.com.

Überraschend gute KI-Vertragstexte

Wie weit KI schon anspruchsvollere juristische Aufgaben übernehmen kann, hat der oben genannte KI-Podcast von Marie Kilk in einem Experiment herauszufinden versucht. Mit von der Partie war der Münchener Baurechtsanwalt Johannes Hegemann, der den Auftrag eines Mandanten beisteuerte, für den verschiedene KI-Modelle jeweils einen Vertrag für Abrissarbeiten formulieren sollte.

 

Das Ergebnis hat auch den erfahrenen Juristen Hegemann überrascht, der einen der KI-generierten Verträge als „schon deutlich differenzierter gemacht“ bezeichnete und sagte: „Man findet hier Zahlungsbedingungen, Schlussbestimmungen und Regelungen wieder, die man üblicherweise in einem Vertrag hat.“ Die Struktur des KI-Vertrags fand er sogar ziemlich ähnlich zu dem, den er selbst aufgesetzt hatte – und das nach nur 30 Sekunden Bearbeitungszeit.

 

Wo bleibt die Haftung, wo der Datenschutz?

Als problematisch könnten sich dem Beitrag zufolge aber der Datenschutz und die Haftung erweisen. Außerdem seien die Aufgaben in der Praxis oft vielseitiger und komplizierter als in dem Experiment des KI-Podcasts.

 

Was die Haftung betrifft, macht sich auch Leif Lundbaek, CEO des Berliner Startups Xayn, Anbieter eines KI-Bots für Anwaltskanzleien, keine Illusion, dass da teilweise noch Fragen offen sind: „Bei großen Transaktionen geht es nicht nur um die juristischen Details, sondern ums Risiko.“ Im Zweifel wollten Unternehmen eine Kanzlei, die auch für Fehler haftet. KI-Systeme können das zumindest bislang noch nicht bieten. 

Quelle Titelbild: Pexels / Katrin Bolovtsova