09.02.2024

Epson macht immer noch gut „Druck“ und blickt positiv in die Zukunft

Die Seiko-Tochter Epson sieht sich primär als Druckerhersteller und hat dabei mit EcoTank und PaperLab für Papierrecycling einige Investitionen auf den Weg gebracht. Auch das Geschäft mit Projektoren laufe gut, sagt der dafür weiter verantwortliche neue Deutschlandchef Michael Rabbe.  

Ein Neujahrs-Presseempfang hat Tradition bei Epson. Und erstmals seit 20 Jahren fand der ohne Henning Ohlsson statt, der in den Ruhestand gegangen ist und Anfang Januar den Staffelstab an Michael Rabbe übergab. Der ist auch schon seit 15 Jahren im Unternehmen und sagt, er könne Ohlsson, was das Thema Nachhaltigkeit angeht, nicht das Wasser reichen, er stehe aber für Kontinuität und baue darauf.

Stolz verweist er darauf, dass Epson 2023 das Vorhaben umgesetzt hat, nicht nur in den Büro-, sondern auch auf den Fabrikgebäuden weltweit zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umgestellt hat. Erklärtes Ziel bis 2050 ist es, nicht nur klimaneutral, sondern CO2-negativ zu werden. Kritische Stimmen sagen allerdings, dass man dann auch die langen Transportwege abschaffen oder auf Containerschiffe umsteigen müsse, die mit Wasserstoff statt Schweröl durch die Weltmeere fahren.

  1. Jeder zweite B2C-Drucker schon nachfüllbar

Nach einem Versuchsballon im Vorjahr hat Epson Anfang Januar 2024 mit einer Verkaufsaktion seiner EcoTank-Drucker bei Aldi Süd überrascht. Das Geschäft mit diesen nachfüllbaren Tintenstrahldruckern im B2C-Bereich entwickele sich sehr gut, so Rabbe. Traditionelle Geräte, die für 69 Euro auf den Markt kommen und den Kauf von Tintenpatronen nach sich zieht, die ähnlich viel kosten, sind ihm zufolge nicht mehr zukunftsfähig. Und tatsächlich sind mit HP und Canon auch zwei starke Mitbewerber auf den Zug gesprungen.

Der Preis des Epson EcoTank ET-2820 bei Aldi im Online-Shop war mit 199 Euro allerdings so hoch, dass so manche Kaufinteressierte zurückgeschreckt sind. Aber wie Rabbe sagt, ist heute schon mehr als jeder zweite von Epson verkaufte B2C-Drucker einer vom Typ EcoTank. Er selber habe vor vier Jahren auch so ein Tintenstrahler erstanden und nicht wenig gedruckt. Dabei sei der auffüllbare Tank noch nicht mal zu einem Drittel leer. Und was den höheren Einstiegspreis betrifft, wolle man Wert-Marktführer sein und sich die Krone nicht billig erkaufen. Damit sei man gut gefahren in Europa, weltweit stagniere das Geschäft aber, weil die Verkäufe in Russland und China bremsen, räumt Rabbe ein.

  1. Vertikales Geschäft mit Großformatdruckern läuft auch

Auf einem guten Weg sieht er auch das Geschäft mit B2B-Druckern, wo man im mittleren zweistelligen Prozentbereich wachse und mit A3-Geräten und der Linehead-Technologie für den Schnelldruck neue Akzente setzen konnte. Bei letzterer regnet die Tinte praktisch aufs Papier, um mehr Speed zu erreichen. Und das soll bald auch im A4-Bereich einschlagen.

Hinzu kommen einige vertikale Anwendungen wie Large Format bis hin zu Ausdrucken für das Signage- oder Werbeumfeld. Bei PaperLab, der Papiergewinnung durch Recycling und Zerfasern von Textilien, hatte Epson bis auf wenige Ausnahmen wenig Glück, zahlungskräftige Großkunden zu finden. Aber das Interesse ist wohl da und wächst auch, was eine gerade erst getroffene Übereinkunft zur Kooperation mit dem Hong Kong Research Institute zeigt, mit dem Ziel, an einer neuen Technologie zu arbeiten, die auch eng gewebte Gewebe zerfasern kann. Epson will das Problem dadurch lösen, die PaperLab genannte Trocken-Faser-Technologie weiterzuentwickeln.

Auch Micro Production zum Bedrucken von T-Shirts oder Tassen ist für Epson ein Markt der Zukunft, ebenso Kassensysteme, die für die meisten Kunden unbemerkt weitgehend von dem japanischen Unternehmen dominiert sind. Viele Retailer gehen laut Rabbe gerade in die Investitionsphase und interessieren sich unter anderem für Farb-Label-Drucker, womit Epson um 25 Prozent zulegt.

  1. Epson trotzt den totgeglaubten Beamern

Dass Projektoren als zweites großes Standbein von Epson keine Zukunft hätte, weist der neue Landeschef, der im DACH-Raum und Skandinavien weiter dafür verantwortlich ist, von sich und sagt: „Die Zahlen sprechen eine andere Sprache.“ Der Digitalpakt Schulen in Deutschland läuft zwar 2024 aus, aber es gebe immer noch viel zu viele Klassenräume, die auf die Ausstattung mit digitalen Lernmitteln warten. Und das schlechte Abschneiden in der jüngsten PISA-Studie zeige auch, dass es da noch viel zu tun gebe.

Bei Projektoren ist Epson da ihm zufolge mittlerweile fast allein auf weiter Flur. Während das Geschäft mit der Ausstattung von Meeting-Räumen immer mehr großformatigen Displays gewichen ist, setzt Epson auf das neue Front-Row-Layout von Microsoft Teams. Denn die Lösung brauche schon „ein wahnsinnig großes Bild“, wie Rabbe es ausdrückt. LED-Wände sind sehr teuer und aufwendig zu installieren, womit eigentlich nur Projektoren bleiben, um die ganze Größe auszufüllen. Allerdings ist Epson mit der Hoffnung nicht allein, auch Sharp NEC Display Solutions hat sich so geäußert.

Unterm Strich steht für Rabbe aber fest: „Wir wachsen ordentlich mit Projektoren.“ Dabei hat Epson auch das Geschäftsfeld immersive Großprojektion für sich entdeckt, um damit wie in Hamburg Museen oder in Oberhausen das Gasometer auszustatten. Die Reaktion auf die neuen 4K-Geräte auf der ISE, der Fachmesse für Professional Systems, die gerade erst in Barcelona stattfand, war Rabbe zufolge „überwältigend“. Dann ging er auch kurz darauf ein, dass Epson auch Roboter macht und das seit nunmehr bald 40 Jahren. Das Thema Nachhaltigkeit werde er nie so leidenschaftlich vermitteln können wie sein Amtsvorgänger Ohlsson, aber mit Boris Manef als neuer Director Corporate Sustainability wolle man weiterhin zeigen, dass man „mit Nachhaltigkeit auch gutes Business machen“ kann.