Eigentümerwechsel: Unternehmensnachfolge bedeutet Veränderung
Die Entscheidung über die Unternehmensnachfolge kann häufig zur ein oder anderen Auseinandersetzung führen. Lesen Sie in diesem Beitrag, wie sich potenzielle Konfliktherde vermeiden lassen.
Man muss nicht unbedingt eine neue Firma gründen, um Unternehmer zu werden. Es gibt viele Eigentümer, die für ihr Unternehmen einen Nachfolger suchen. Hier die passenden Kandidaten zusammenzuführen, ist nicht ganz einfach, denn eine Unternehmensnachfolge ist ein komplexer Prozess.
Unternehmensnachfolge als Herausforderung
Laut dem Institut für Mittelstandsforschung haben 2021 etwa 30.000 mittelständische Unternehmen nach einem Nachfolger/einer Nachfolgerin gesucht. Standen sich im Jahre 2009 noch 4.900 Unternehmer mit Nachfolgewunsch und ca. 8.400 Interessenten gegenüber, so hat sich das Verhältnis 10 Jahre später nahezu umgekehrt.
Wichtiger Grund für diese Veränderung ist die demografische Entwicklung, denn die Unternehmer werden älter und die Zahl der Personen im gründungsintensiven Alter zwischen 25 und 45 Jahren geht immer weiter zurück. Zudem hat die Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass die Unternehmer in erster Linie um Existenzsicherung bemüht waren und nicht so sehr nach Nachfolgern gesucht haben.
Daraus ergibt sich für die nahe Zukunft die Konsequenz, dass einer steigenden Zahl von Unternehmen mit Nachfolgewunsch noch weniger Kaufinteressierte gegenüberstehen. Am größten ist das Interesse an Unternehmen, die entweder eine Nische für sich entdeckt haben oder ganz allgemein in einer angesagten Trendbranche aktiv sind. Um den Nachfolge-Prozess zu erleichtern, kann es sinnvoll sein, sich Unterstützung zu holen. Reiner Grönig, Gründer und Geschäftsführer von UnternehmensBörse Grönig und Kollegen, sagt dazu: „Weil der bisherige Unternehmer in der Regel kein Experte für einen solchen Prozess ist, sollte ein professioneller Partner gesucht werden, mit dem der Unternehmensverkauf realisiert werden kann. Dieser kann helfen, das Unternehmen unter Umständen für den Verkauf ‚fitmachen‘“.
Politik ist im Bereich Unternehmensnachfolge gefragt
In einer sich wandelnden demografischen Gesellschaft sind alle Teilbereiche gefordert, die Situation zu analysieren und einen Beitrag zu leisten, dass eigentlich erfolgreiche und renditeträchtige Unternehmen aufgrund von fehlenden Nachfolgekandidat:innen aufgelöst werden müssen.
Die Politik beispielsweise ist gefordert, in Sachen Besteuerung etwa zu unternehmen. Die Erbschaftsteuer bedeutet für viele Erben, die vielleicht die Nachfolge im elterlichen Unternehmen antreten möchten, eine horrende Belastung. Neben steuerlichen Aspekten macht auch die überbordende deutsche Bürokratie viele Übernahmen sehr viel schwieriger. Auch hier kann die Politik dafür sorgen, dass Prozesse vereinfacht werden. Ein kleiner, aber wichtiger Schritt könnte etwa die Verkürzung der Aufbewahrungspflichtzeit für Steuerunterlagen sein. Fünf statt zehn Jahre wären eine wesentliche Erleichterung.
Erwartungen von Käufer und Verkäufer: Hemmschuh bei Unternehmensnachfolgen
Laut Reiner Grönig hat es sein 2010 gegründetes Unternehmen mit verschiedenen Faktoren zu tun, die eine Unternehmensnachfolge beeinflussen. „Es gibt zwei Typen von Unternehmern. Der eine möchte einen möglichst hohen Verkaufspreis erzielen, dem anderen ist es wichtig, dass ihr Lebenswerk in sichere Hände übergeht z. B. der Standort erhalten bleibt und die Angestellten ihre Arbeitsstellen behalten“, sagt der erfahrene Geschäftsführer der UnternehmensBörse.
Darüber hinaus treffen bei den vom zeitlichen Rahmen her sehr unterschiedlichen Verhandlungen oft ganz verschiedene Erwartungen aufeinander, bei denen es zu klären gilt, ob sie sich zusammenführen lassen. Viele Unternehmer sind oft sehr emotional an ihr Unternehmen gebunden, vor allem, wenn sie die Firma selbst aufgebaut haben und sie ihnen über lange Jahre einen angenehmen Lebensstil ermöglicht hat. Eine solche emotionale Bindung hat immer Vor- und Nachteile und sollte etwa bei der Frage mitberücksichtigt werden, ob der dann ehemalige Eigentümer weiterhin im Unternehmen mitarbeitet, was zu Konflikten führen kann, wenn etwas anders läuft, als bei ihm üblich.
Unternehmenswert als Grundlage realistischer Verhandlungen
Neben der Entscheidung, wie die Nachfolge geregelt sein soll, spielt natürlich die Ermittlung des Unternehmenswertes und damit des Kaufpreises eine wesentliche Rolle. Sie ist der wichtigste Hinweis dafür, wie groß der finanzielle Rahmen hinsichtlich der Nachfolge ist. Ein weiterer, wesentlicher Faktor für die Bewertung des Kaufpreises ist neben der Persönlichkeit und Arbeitsweise des Unternehmers, die Ergebnisstruktur des Unternehmens. Je besser die hier ermittelten Ergebnisse sind, desto höher kann der Kaufpreis sein. Reiner Grönig sagt zur richtigen Strategie hinsichtlich einer erfolgreichen Unternehmensnachfolge: „Da der richtige Weg zur erfolgreichen Nachfolge so individuell ist wie die Unternehmen, sollte der Unternehmer die zu ihm passende Nachfolge-Strategie gemeinsam mit dem Experten festlegen.
Quelle Titelbild: Pexels / cottonbro