Cybersecurity wird auch im Auto immer wichtiger
Die zunehmende Sensorik und Digitalisierung der Bordelektronik macht auch Automobile angreifbar. Kfz-Hersteller wie Fahrer:innen achten daher zunehmend auf die Cybersicherheit ihrer Fahrzeuge, wie eine neue-Studie ergab.
Die Gefahr ist zwar gering, aber selbst Herzschrittmacher sind nicht mehr sicher vor Hackerangriffen. Autos und Lastwagen lassen sich mit all der Bordelektronik noch viel mehr manipulieren. Entsprechend groß ist die Sorge bei den Fahrer:innen und bei den Herstellern, wie eine Gemeinschaftsstudie von Cisco und dem Center of Automotive Management (CAM) zeigt.
Zentrales Ergebnis der „Automotive Cyber Security – Consumer Attitudes“ genannten Studie ist laut ecomento.de, dass für 77 Prozent der Autofahrer:innen Cybersicherheit ein ganz wichtiges Thema ist, um das die Hersteller sich kümmern sollten. 42 Prozent der Befragten sind sehr besorgt oder besorgt über einen möglichen Cyberangriff auf ihr Fahrzeug.
Erwartungen an Industrie und Gesetzgeber
56 Prozent der Befragten erwarten von den Fahrzeugherstellern eine stärkere Verschlüsselung der Daten, 52 Prozent regelmäßige Software-Updates, 48 Prozent transparente Informationen über Maßnahmen im Bereich Cybersicherheit. Vom Gesetzgeber sind andere Schwerpunkte gefordert: Dass Hersteller verpflichtet sein sollten, Cybervorfälle zu veröffentlichen, erwarten 62 Prozent der Autofahrer:innen, 60 Prozent eine Transparenzpflicht, 59 Prozent ein Verbot, dass Hersteller Informationen über Fahrziele und Geschwindigkeit nutzen.
46 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen sehen ein hohes bis sehr hohes Risiko der Manipulation ihrer digitalen Schlüsselsysteme, 41 Prozent fürchten den Diebstahl ihrer persönlichen Daten, 35 Prozent sehen die Gefahr der Manipulation von Fahrzeugfunktionen und Sicherheitssystemen. Bei Jüngeren ist das Risikoempfinden größer, bei Fahrer:innen von E-Autos deutlich geringer.
CAM-Studienleiter Stefan Bratzel sieht die Ergebnisse der Umfrage als Zeichen, dass „das Thema Cybersicherheit im Automobilmarkt angekommen“ ist und denkt, dass es für die Industrie noch viel zu tun gibt.
Ähnlich sieht das auch Christian Korff von Cisco Deutschland: „Mit der zunehmenden Vernetzung und Automatisierung von Fahrzeugen verschärfen sich die Gefahren und Risiken durch Hacker-Angriffe. Die Nutzung von Online-Diensten, Streaming Apps, das Laden von Elektroautos oder etwa Bezahlsysteme im Auto schaffen immer neue potenzielle Angriffsflächen für Hacker.“
Viele Befragte sehen noch Nachholbedarf
Auch die Autofahrer:innen selbst sehen Nachholbedarf. Nur 22 Prozent der Befragten bewerten die Cybersicherheit ihres Fahrzeugs mit „gut“ oder „sehr gut“. Dabei zeigen sich aber große Unterschiede bei den 19 untersuchten Marken. Das größte Vertrauen in puncto Cybersecurity genießen Mercedes Benz und BMW mit 54 und 51 Prozent, gefolgt von VW und Tesla mit 44 und 40 Prozent. Die chinesischen Marken NIO, MG und BYD landeten mit 25 bis 29 Prozent in der Reihenfolge auf den letzten Plätzen, wobei auch hier die jüngeren Umfrageteilnehmer:innen etwas weniger streng urteilten als die älteren.
34 Prozent der Deutschen lassen sich der Studie zufolge von der Sicherheit in ihrem Kaufverhalten leiten. 37 Prozent gaben vor, dass das für sie gegen ein Elektroauto spricht. Jedoch dürften da auch der Preis, die geringere Reichweite und die noch unzureichende Ladeinfrastruktur eine Rolle spielen.
Für Bratzel ist klar: „Das Vertrauen von EndkundInnen in Automarken wird künftig daran gemessen, wie sie mit Cyber Security umgehen und Angriffe von außen verhindern. Es existiert heute eine starke Diskrepanz zwischen einer steigenden Zahl an Cyber-Angriffen auf vernetzte Autos und der geringen Kommunikation und Transparenz der Automobilhersteller zum Thema Cyber Security“.
„Automobilhersteller sind Cyberangriffen nicht hilflos ausgeliefert. Im Gegenteil, es gibt viele konkrete Maßnahmen, die sie ergreifen können und die AutofahrerInnen auch erwarten“, fasst Cisco-Manager Korff die Ergebnisse der Studie zusammen.
Quelle Titelbild: iStock/ chombosan