mybusinessfuture
08.11.2021

Wie Onlinehändler das Rätsel hinter dem Chaos globaler Wertschöpfungsketten lösen

Wie können Onlinehändler den Überblick aller Knotenpunkte von Produktinformationen in globalen Wertschöpfungsketten behalten? Diese Frage stellt sich zunehmend angesichts steigender Komplexität des gesamten Commerce-Ökosystems. So stellen sich Händler der Hürde.

Wer einen Onlinehandel eröffnet, richtet einen Webshop ein, macht ein bisschen Marketing und fertig. Richtig? Falsch! Wer sich dazu entscheidet, Produkte online zu vertreiben, sieht sich schnell mit einer beinahe unendlichen Anzahl an verschiedenen Plattformen und Marktplätzen konfrontiert. Die Herausforderung: Produkte und Produktdaten müssen überall plattformspezifisch eingespeist und aktuell gehalten werden. Da den Überblick zu behalten, kann ziemlich herausfordernd sein. Es handelt sich um eine echte Anarchie im Handel – der Commerce Anarchy. Wie können sich Händler also an dieser Stelle wappnen, um den Überblick aller Knotenpunkte globaler Wertschöpfungsketten zu behalten?

Produktdaten: Von der ersten Einspeisung bis zur Sichtbarkeit beim Endverbraucher

Bevor der Endverbraucher sie sieht, bewegen sich Produktdaten durch viele verschiedene Systeme. Oft hat das Produkt seinen ersten digitalen Anknüpfungspunkt in der Ressourcenplanung eines ERPs (Enterprise-Resource-Planning System). Die sich darin befindlichen Daten sind jedoch längst noch nicht für den Onlinehandel optimiert, schließlich enthalten sie selten geeignete Produktbeschreibungen oder Bebilderungen und entsprechen auch keiner logischen Reihenfolge.

Ein PIM-System (Product Information Management System) ist dafür da, um das zu ändern: Es wandelt die Produktdaten in für Jedermann verständliche Informationen um, gibt ihnen ein Gesicht, indem es das Produkt bebildert und teilt ihm bestimmte Merkmale zu. So wird das Produkt für den Endkunden erst brauchbar bzw. attraktiv.

Die entsprechenden Produktfotos kommen nicht von ungefähr: Fotografen arbeiten häufig mit einem Digital Assessment Management zusammen und arbeiten so dem PIM zu. So ist die Bild- und Video-Entstehung direkt in das Produktdatenmanagement mit eingebunden und kann möglichst aktuelle Visualisierungen bereitstellen.

Letztendlich werden die aufbereiteten Produktdaten natürlich noch ausgespielt – an den Onlineshop selbst, an verschiedene Marktplätze wie etwa Amazon, an Suchmaschinen wie Google oder aber an Social Commerce Channels wie etwa TikTok oder Instagram. Auf der umfangreichen Reise der Produktdaten kann jedoch so einiges passieren. Falsche Produktinformationen, Bebilderungen oder Bestandsangaben können zu einem Verlust des Vertrauens der Kund:innen und zum Kaufabbruch führen. In manchen Fällen kann das sogar noch viel schwerwiegendere Folgen haben: Etwa im Falle von falschen Inhaltsangaben von Lebensmitteln, was dann infolge dessen zu einer allergischen Reaktion der Kund:innen führen kann.

Warum Händler einen zentralisierten Ansatz benötigen

Onlinehändler brauchen einen Ansatz, der diese Art der Commerce Anarchy verhindert und ihnen den Überblick und Sicherheit verschafft. Eine zentrale und globale Lösung stellt dabei sicher, dass keine Fehler passieren. Zudem ermöglicht eine solche zentrale Vorgehensweise die Vereinheitlichung von Abläufen über verschiedene Teams hinweg, egal, wo sie sitzen. Ein solcher Ansatz baut zudem Wissen darüber auf, wie Endverbraucher:innen am besten angesprochen werden – und macht dieses Wissen für jeden im Unternehmen zugänglich.

mybusinessfuture
Onlinehändler brauchen einen Ansatz, der diese Art der Commerce Anarchy verhindert. (Quelle: AdobeStock)

Ein weiterer Vorteil: Onlinehändler können ohne Probleme die Anzahl an möglichen Touchpoints steigern, denn der Verwaltungsaufwand ist viel geringer und Händler behalten beim zentralistischen Ansatz den Überblick. Während Kapazitäten sonst nur für die Bespielung des Webshops und vielleicht eines Social-Media-Kanals vorhanden sind, reichen sie auf diese Weise für TikTok, Instagram, Amazon und viele mehr über mehrere Länder hinweg. Zudem haben Onlinehändler die Möglichkeit, mehr Optionen bereitzustellen, z.B. eine einfache Stornierung, und Performance-KPIs einheitlich zu vergleichen. Letzteres bietet eine stabile Grundlage für zukünftige Investments.

Die Zukunft im E-Commerce – geprägt von Automatisierungen und KI?

KI-Technologien durchdringen unser Leben immer mehr – so auch im E-Commerce. Verschiedene Technologien und Automatisierungsprozesse erleichtern nicht nur die Arbeit der Onlinehändler, sondern machen auch das Kundenerlebnis angenehmer. Das gilt insbesondere für eine Zeit, in welcher der Handel aufgrund seiner steigenden Komplexität immer mehr zu einer Herausforderung wird, die es zu meistern gilt. Schließlich sinkt die Zahl der vielen verschiedenen Consumer-Channels nicht, sondern steigt immer mehr an – bis hin zu einem Punkt, der von Menschenhand nicht mehr zu bewältigen ist, wenn man all diese Kanäle bespielen und mit der Konkurrenz mithalten möchte. Technologien, die einem Arbeit abnehmen und den Durchblick behalten, sind da gern gesehen und ab einem gewissen Punkt unverzichtbar. Auch, um im Wettbewerb mit der Konkurrenz standzuhalten, ist die Investition in solche technischen Hilfen unabdingbar.

Maschinelles Lernen trägt dazu bei, Datenfeeds zu automatisieren und zu optimieren sowie eine nahtlose Integration verschiedener Systeme zu ermöglichen. Eine KI-gestützte Erstellung von Rich Media, also erweitertem Content durch Videos, Bilder oder anderen interaktionsfördernden Elementen, wird die Kundenansprache der Zukunft erstellen: zielgruppenspezifische Kampagnen werden auf diese Weise perspektivisch beinahe in Echtzeit erstellt.

 

Maschinelles Lernen verbindet dabei nicht nur Schnittstellen von allein, sondern sorgt auch für den automatisierten Abgleich von Produktkategorien und Dateiformaten sowie das Mapping zwischen Klassifizierungssystemen. Zudem helfen KI und Maschinelles Lernen auch im Bereich der Fehlermeldungen: Das Erkennen und Gruppieren solcher ermöglicht, dass Händler schnell und effizient reagieren und die Fehler zukünftig vermeiden können.

Den Durchblick behalten und der Anarchie im Online-Handel entgegenwirken

Das Wirrwarr an Produktinformationen in der globalen Wertschöpfungskette zu entknoten, ist keine leichte Aufgabe. Die verschiedenen Kontaktpunkte im (E-)Commerce steigen beinahe exponentiell an. In einem solchen Chaos liegen jedoch auch Chancen: Wer einen dieser Knotenpunkte, sprich einen Consumer-Channel, schnell für sich entdeckt, kann sich früh einen Wettbewerbsvorteil erarbeiten. Das bedeutet unter anderem einen freien Zugang zu neuen potenziellen Kunden und dadurch auch die Gewinnung zusätzlicher Marktanteile.

Doch Hand aufs Herz: dieser Glücksfall kommt in der Regel nicht allzu häufig vor. Da die Fülle an Aufgaben auch bei einem extrem eifrigen Team kaum noch zu bewältigen ist, müssen Onlinehändler sich immer mehr auf zentralisierte Verwaltungsplattformen, Automatisierungen und auf KI basierende Technologien berufen – um so den Durchblick zu behalten und der Anarchie, der Commerce Anarchy, zu trotzen.

Quelle Titelbild: adobestock 

Thomas Kasemir

Thomas Kasemir ist CPO von Productsup und leitet das länderübergreifende Engineering- und Produktmanagement-Team. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung auf seinem Gebiet und war zuvor im Raum Stuttgart in leitenden Produktpositionen bei IBM oder Heiler Software tätig. Vor Productsup war er acht Jahre lang Vice President of Product Development MDM Solutions bei Informatica.

Kasemir ist eine Führungskraft mit großer technischer Expertise. Er hat zahlreiche Teams in verschiedenen Märkten geleitet, Talente gecoacht, Softwareprodukte zu Unternehmenslösungen weiterentwickelt und notwendige Strukturen und Prozesse entwickelt, um das nachhaltige Wachstum von Unternehmen zu gewährleisten.