Zur ISPO 2024: Wie KI und VR die Sportwelt erobern
Auf der ISPO Munich Anfang Dezember 2024 kündigen sich neben vielen Sportartikeln auch digitale Lösungen an. Allen voran KI und VR erobern zunehmend die Sportwelt.
Die 1970 erstmals ausgetragene ISPO Munich ist heute eine der weltweit größten jährlichen Multisegment-Messen für Sportartikel und Sportbekleidung. Vom 3. bis 5. Dezember wird sich dort auf der Messe München wieder alles treffen, was Rang und Namen hat in der Branche.
Wie die Messegesellschaft schreibt, haben dort Profis wie auch Amateursportler:innen Gelegenheit, ihre Trainingseinheiten in virtuellen Welten zu absolvieren. „Das hebt nicht nur ihre Performance auf das nächste Level, sondern fördert auch die Kreativität“, heißt es in der Pressemeldung und weiter: „Für die Sportindustrie und den Einzelhandel kündigt sich mit KI und VR eine Revolution an.“
3D-Designtools von CLO und Co.
Gemeint sind Technologien wie die 3D-Designtools von CLO oder die Echtzeit-Lösungen von Locally, welche helfen sollen, die besagte Kluft zwischen digitalem und stationären Handel zu überwinden.
Künstliche Intelligenz fördere die Kreativität in Mannschaftssportarten, zitiert die ISPO Daniel Memmert, geschäftsführender Institutsleiter und Professor am Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik an der Deutschen Sporthochschule Köln. Ihm zufolge schreitet im Profisport, besonders aber im Fußball, der Einsatz datenbasierter Analyse und von KI mit großen Schritten voran.
Neue Datentypen und Metriken helfen etwa bei der Analyse von Pressing-Verhalten und Raumkontrolle in dem Volkssport Nummer eins. Auch Vereine der Zweiten Bundesliga nutzten diese Technologie bereits und auch für den Amateursport wird eine KI-gestützte Analyse greifbarer, so der Sportinformatiker. Er ist optimistisch, dass diese Technologien ähnlich wie Smartphone-Kameras bald auch Vereinen jenseits der Oberligen zur Verfügung stehen werden.
VR-Brillen wie die von IMPROVR
Alexander Will, CEO und Gründer der IMPROVR GmbH denkt, dass virtuelles Training, wie sein Unternehmen es als Anbieter von VR-Brillen unterstützt, bald unverzichtbar wird. „Wir gehen sogar so weit, dass wir behaupten, dass jeder Athlet, der dieses Training nicht anwendet, einen Wettbewerbsnachteil erleiden wird.“
Die VR-Brillen des Münchener Startups sollen die Performance der Sportler:innen mit MR-basierten (Mixed Reality) Spielen optimieren und überall einsetzbar sein. Will spricht hier von virtuellem Brain-Based-Performance oder kurz BBP-Training und sagt, dass dieses in Bereiche eindringe, die herkömmliche Trainingsmethoden nicht abdecken.
Sein Unternehmen habe sich hierbei von Anfang an auf den Profisport konzentriert und in Abstimmung mit dem Neuro-Athletiktrainer hochwertige BBP-Produkte entwickelt. Der Fokus im Profisport liegt hierbei auf Tennis und Fußball. Aber auch in anderen Sportarten hat IMPROVR dem CEO zufolge Top-Athlet:innen bei ihrem Training unterstützt. Als Beispiel nennt er die Skeleton-Fahrerin Janine Flock, die nach einer Bandscheiben-Operation schnell wieder zurück in die Reha musste.
Wie 3D-Software wie die von CLO bei der Produktentwicklung helfen kann, zeigt der Schweizer Sportartikelhersteller Scott Sports. „Produktmanager*innen, Designer*innen, Entwickler*innen, Modellbauer*innen und Lieferanten können effektiver, detaillierter, konkreter und zielgerichteter zusammenarbeiten“, zitiert ihn die ISPO-Autorin Uschi Horner. CLO von CLO Virtual Fashion versteht sich als führende 3D-Modedesign-Software für nahtlos digitale Workflows in der Produktentwicklung von kleinen wie großen Designstudios.
Neben der 3D-Designsoftware hat CLO Virtual Fashion unter anderem auch eine Lösung für die B2C-Commerce-Anprobe und eine CEO-Set genannte Plattform für digitales Asset-Management und Zusammenarbeit entwickelt. „Die Arbeit mit 3D-Assets hat es unseren Designern und PLM-Mitarbeitern sehr leicht gemacht, Ideen visuell mit Einkäufern zu kommunizieren, die nicht so kreativ veranlagt sind, was uns geholfen hat, schnellere Entscheidungen über Projekte zu treffen“, beschreibt Etane Ebako von Intersport die Vorteile der Software.
Locally verbindet Online- und Offline-Shopping
„Wir bauen eine Welt auf, in der reale und virtuelle Kleidung durch unsere Software, Plattformen und vernetzten Lösungen nahtlos miteinander verbunden sind“, sagt Andrea Gualtieri Turri, Business Development Manager bei CLO. Viele bekannte Marken wie Adidas, Intersport und JD Sports würden die Technologie bereits nutzen.
Locally wiederum ist angetreten, Online- und Offline-Einkaufserlebnisse zu verbinden und zählt laut CEO und Gründer Mike Massey unter anderem Marken wie Assos, Arc‘teryx, Thule und Salomon zu den Kunden. Durch Echtzeit-Inventarisierung seien die Markenanbieter in der Lage, Endkund:innen zu ermöglichen Produkte in nahegelegenen Geschäften zu finden. Arc’teryx, Anbieter von „kompromissloser Outdoor-Bekleidung“ nutzt Locally zum Beispiel, um sowohl urbane Kund:innen als auch solche anzusprechen, die Outdoor-Touren planen.
Joor schließlich bietet als weltweit führendes Ökosystem im Großhandelssegment Einzelhändlern als Plattform umfassende Reporting-Tools, um die Präsenz von Marken und die Interaktion mit den Verbraucher:innen zu fördern. „Über unsere Plattform lassen sich Produktkataloge problemlos verwalten, Linesheets in Sekundenschnelle erstellen und mit Käufern teilen“, klopft sich SVP und Marketingchefin Amanda McCormick Bacal auf die Schulter.
Fazit: Wenn man die immer beliebter und intelligenter werdenden Smartwatches mit einbezieht, hat die Digitalisierung längst den Massensport erreicht, obwohl zunächst vor allem der Profisport von KI und VR profitiert. Der finanziell weniger gut gepolsterte regionale Vereins- und Amateursport wird sicherlich bald folgen, um die kleinen und großen Athlet:innen auch da an neue Grenzen zu bringen.
Quelle Titelbild: iStock / PeopleImages