06.05.2018

Warum es bei der Digitalisierung von Behörden nicht vorangeht

Im Umfeld der deutschen Behörden wird viel über Digitalisierung gesprochen. An der Umsetzung mangelt es bislang jedoch. Warum nun ausgerechnet eine App gegen Parksünder von den Behörden realisiert wurde und keine Themen mit höherer gesellschaftlicher Priorität, will ISG in einem Experten-Statement erörtert haben.

Wer hat es noch nicht erlebt: Bei den Behörden angekommen zieht man eine dreistellige Nummer und weiß – hier werde ich die nächsten Stunden verbringen. Dem öffentlichen Sektor wird oftmals ein zu langsames Arbeitstempo nachgesagt. Und das liegt nicht zuletzt an veralteten Prozessen und mangelnder Digitalisierung. Digitale und mobile Anwendungen etwa um Dokumente online zu beantragen werden nur schleichend entwickelt. Und nun überrascht Hessen ausgerechnet mit einer App für Parksünder. Was es mit dieser auf sich hat und warum der Business Case so besonders ist erfahren Sie im Experten-Statement von ISG.

Das kann die App

Das Bundesland Hessen stellt den Kommunen ab sofort eine mobile App zur Verfügung, mit der Falschparker digital erfasst werden können. Tickets werden automatisiert generiert, nur das Anschreiben wird noch als Brief und per Post an den Adressaten geschickt.

Erst das Interface dann die Backend-Integration?

Basis für die mobile Applikation ist die Anwendung owi21 zur Bearbeitung von Verkehrsverstößen, die schon seit 2004 bei der hessischen Polizei im Einsatz ist. Owi21 erlaubt auch den Betroffenen, die Beweislage online einzusehen und das Geld direkt elektronisch zu überweisen. Dabei sind Paypal und Kreditkarte als Zahlungsmittel digital integriert. Ganze vierzehn Jahre hat es gedauert, bis nun endlich das passende mobile Frontend entwickelt wurde. Das ist ungewöhnlich denn die Entwicklung solcher mobiler Applikationen ist generell mit nur wenig Aufwand verbunden. Die Integration in das Backend-System und in einen durchdachten digitalisierten Prozess stellt die eigentliche Hürde dar. 

Diese wurde in Hessen jedoch schon 2004 überwunden. Obwohl man sich 14 Jahre Zeit gelassen hat die Früchte in Bezug auf mobile Produktivität zu ernten, ist Hessen trotzdem das erste Bundesland, das diese App betreibt.

Rentable Einnahmequelle für Kommunen

Und das zahlt sich aus: Ganze sieben Bundesländer beziehen owi21 aus Hessen, um keine weitere Zeit zu verlieren und nicht noch weiter zurückzufallen.  Und Wiesbaden freut sich über die hierdurch entstehenden Lizenzeinnahmen. Die Monetarisierung von owi21 war sicherlich ein sehr geschickter Schachzug aus Wiesbaden. Es ist müßig zu diskutieren, warum ein Mobile Enterprise Scenario, das so klar auf der Hand liegt, so spät realisiert wurde.

Digitalisierung von Kernprozessen als Schlüssel zum Erfolg

Die Tatsache, dass Hessen jetzt auch als Betreiber dieser Anwendung Geld verdient, zeigt: Relative Schnelligkeit bei Digitalisierung und vor allem bei Mobilisierung wird nach wie vor belohnt – auch bei Behörden. Insgesamt wirft dieser Use Case damit ein paar interessante Fragen auf: Welches ist der wichtigste Workflow in Ihrem Haus, der ein mobiles Frontend, eine durchgehende Digitalisierung und mehr Automatisierung verdient? Können Sie dafür eine Lösung bauen und Partner oder Konkurrenten damit zur Kasse bitten? Wenn es zu beiden Fragen klare Antworten gibt, dann zählt ab jetzt die Zeit von Start zu Finish.

Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung von ISG, März 2018

Quelle Titelbild: iStock / LeoPatrizi

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