Verbände: Internet und Digitalisierung immer noch zu langsam
Vielen Unternehmen ist das Internet zu langsam und damit ein Geschäftshindernis, wie eine DIHK-Studie zeigt. Und auch der Branchenverband Bitkom meldet, dass die Digitalisierung der Wirtschaft zu schleppend vorangeht.
Fünf Jahre nach dem Ausbruch von Covid-19 sind die Bilder noch sehr präsent: Millionen nach Hause geschickte Menschen, jung wie alt, kämpfen mit ihrer Internetverbindung im Homeoffice oder Homeschooling.
Seitdem hat sich schon viel verbessert, aber trotz Milliardeninvestitionen geht etwa der mobile und wie stationäre Breitbandausbau vielen Unternehmen in Deutschland nicht schnell genug voran, wie eine Studie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zeigt.
Breitbandausbau teils künstlich verteuert
Demnach haben nur 73 Prozent der Unternehmen für ihre Bedürfnisse ausreichenden Glasfaseranschluss oder 5G-Empfang, worunter auch viele Cloud-Anwendungen leiden. „Wir brauchen ein schnelleres Internet, und wir benötigen größere Bandbreiten, die bei den Unternehmen ankommen, zitiert ChannelPartner Volker Treier von der DIHK-Hauptgeschäftsführung. Beispielsweise könnten manche mittelständischen Industrieunternehmen ihre Betriebsdaten so nicht online sichern und müssten sie diese stattdessen auf Festplatten von Punkt A nach Punkt B bringen.
„Die Digitalisierung der Unternehmen hängt maßgeblich davon ab, wie schnell Glasfasernetze bis in die Gebäude ausgebaut werden und moderne Mobilfunknetze flächendeckend verfügbar sind“, so Treier.
Allerdings würden Behörden den Glasfaserausbau mitunter künstlich teurer machen, weil sie immer noch darauf pochen, die Kabel tief im Boden statt per Trenching bodennah zu verlegen. „Neben einem konsequenten Netzausbau muss die Politik auch die Verwaltung zukunftsorientiert aufstellen, Bürokratie abbauen und die Voraussetzungen für innovative KI-Anwendungen schaffen“, fordert Treier.
Das sei auch wichtig, weil immer mehr Betriebe mittlerweile auf künstliche Intelligenz (KI) setzen. Der Anteil der Unternehmen, die KI bereits nutzen, ist innerhalb eines Jahres um elf Prozentpunkte auf 38 Prozent gestiegen, weiter 32 Prozent planen, KI in den kommenden drei einzuführen.
Auch Wirtschaft muss mehr Gas geben
Der ungenügende, schleppende Breitbandausbau in Deutschland ist die eine Seite der Medaille, die andere ist, dass viele Firmen bei der Digitalisierung selbst noch auf die Bremse treten, wie eine umfassende Bitkom-Studie zeigt.
Demnach sind 78 Prozent der 603 Befragten überzeugt, dass die deutsche Wirtschaft ohne Digitalisierung absteigen wird. 73 Prozent sagten, dass diese durch die langsame Digitalisierung weltweit bereits Markanteile verloren hat. Gut die Hälfte (53 Prozent) sieht Deutschland bei der Digitalisierung im Mittelfeld, ein Fünftel (22 Prozent) unter den Nachzüglern, weitere 5 Prozent sogar abgeschlagen.
82 Prozent machen die zögerliche Digitalisierung mit verantwortlich die Krise in der deutschen Wirtschaft, 37 Prozent werfen dem Top-Management vor, die Bedeutung der Digitalisierung nicht verstanden zu haben. Ähnlich viele (34 Prozent) sagen aber, die Unternehmen sollten sich weniger um die Digitalisierung kümmern, sondern an ihren traditionellen, erfolgreichen Geschäftsmodellen festhalten.
Drei von zehn der Unternehmen wollen 2025 aber trotz anhaltender Rezession mehr in die digitale Transformation investieren, 10 Prozent sogar deutlich mehr, 19 Prozent „eher mehr“. 2024 lagen die Werte mit 7 und 14 Prozent noch etwas darunter. Der größte Teil der Befragten (48 Prozent) wollen ihre IT- und TK-Investitionen konstant halten. Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst wertet das positiv und sagt: „Digitalisierung gibt es nicht zum Nulltarif“. Bei vielen Unternehmen sei das mittlerweile angekommen.
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