Roundtable: Digitalisierung – Evolutionssprung oder „Bullshit-Bingo“?
Auch dieses Jahr stand die Digitalisierung auf der CeBIT wieder im Vordergrund. Umso mehr stellt sich die Frage, ob es sich hier um einen technologischen Evolutionssprung oder eher um ein sprichwörtliches „Bullshit-Bingo“ handelt. Diese Frage sorgte auf dem CeBIT-Presse-Roundtable für rege Diskussion.
Erfolgsbeispiele und mögliche Chancen für die Technologiebranche diskutierte eine Expertenrunde auf dem CeBIT-Presse-Roundtable „Leuchttürme der Digitalisierung“ am 21. März in Hannover. Folgendes Fazit kam dabei heraus: „Digitalisierung findet statt, wenn auch in unterschiedlichen Geschwindigkeiten.“
Digitalisierungsbeispiele mit Erfolg
Kann der Hype die Erwartungen erfüllen? PAC-Analyst Andreas Zilch nannte im Eröffnungsvortrag Paradebeispiele, die verdeutlichen, dass richtig verstandene Digitalisierung ein neues Kapitel in der IT Geschichte eröffnet. Eines der Beispiele ist der mittelständische Amaturenhersteller Grohe und dessen Programm „Smart Grohe“. Dem Sanitärspezialisten gelang es mittels QR-getaggter Verpackungen, einen neuen, direkten Kanal zu den Handwerksbetrieben aufzubauen und so erstmals Daten über Ort und Art der verbauten Produkte beim Endkunden einzusammeln. Damit eröffnen sich andere Vertriebswege am Großhandel vorbei.
Neben den Erfolgsbeispielen gebe es jedoch nach wie vor viele gescheiterte Projekte. Das Hauptproblem bestehe darin, dass viele Unternehmen ihr Geld für falsche Maßnahmen ausgeben.
Lösung: Digitalisierung als Kombination aus Services und Produkten
Zu den charakteristischen Entwicklungen der Digitalisierung gehört die wachsende Bedeutung der Datenbestände und deren Analyse. Die Analytics-Branche leistet hier einen erheblichen Beitrag, in dem sie den Zugang zu Datenquellen aller Art vereinfacht. In einem Atemzug mit der Digitalisierung wird auch die Cloud als zentrale Basistechnologie genannt. Süleyman Karaman, Geschäftsführer bei Colt Technology Services, meint dazu: „Die Anwender wünschen bei Cloud-Diensten heute mehr Freiheit in Sachen Datentransfer und Speichermengen. Die Netze müssen am Bedarf orientiert skalierbar sein, im Vordergrund steht das Prinzip Pay-per-Use.“
Wenn im Zuge der Digitalisierung die Datenmengen stetig wachsen und in der Cloud permanent zwischen weit entfernten Orten bewegt werden, stellen sich zwangsläufig Sicherheitsfragen. Als eher überraschender Anbieter positioniert sich hier der Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus mit seinem Geschäftsbereich Cyber-Security.
Es gilt noch bestehende Hürden und Probleme zu beseitigen
Auch wenn die genannten Beispiele ein recht positives Licht auf die Entwicklung der Digitalisierung werfen, so existieren doch noch zahlreiche Hürden und Probleme, die die Umsetzung nach wie vor behindern. Neben dem Thema Gesetze und Verordnungen, existiert die Schwierigkeit des Umdenkens in den Köpfen. Aktuelle Geschäftsmodelle vieler Unternehmen sind von disruptiven neuen Wettbewerbern bedroht, die nicht nur digitale Technologien einsetzen, sondern in ihren Entscheidungsprozessen auch sehr agil sind. Manchmal wird zu lang diskutiert, zu welcher Kostenstelle ein Digitalisierungsprojekt gehört, statt eine innovative Idee zeitnah umzusetzen, so Karaman.
Unternehmen müssen nicht nur die Bedeutung der Daten für zukünftige Geschäftschancen verstehen, sondern auch die Ressourcen entsprechend nutzen, indem sie die Mitarbeiter miteinander verbinden.
Fazit
Thomas Endres, Präsidium VOICE-Bundesverband der IT-Anwender, fasst die Diskussionsrunde wie folgt zusammen: „Digitalisierung ist das Ergebnis mehrerer paralleler Impulse. Das ist zum einen die Technologie, die uns heute sehr viel mehr ermöglicht, zum Beispiel künstliche Intelligenz. Dazu gesellen sich digitale Geschäftsmodelle, die eine früher unmögliche, komplexe Kombination aus Geschäftsprozessen organisieren. Die Consumer-Märkte, als auch die B2B-Märkte sind reif für ganz neuartige Dinge.“
Dieser Beitrag basiert in Teilen auf einer Pressemitteilung von IT MEETS PRESS, März 2017
Quelle Titelbild: IT MEETS PRESS
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