Nachlese: 100 Jahre IFA und kein bisschen angestaubt
Auch wenn der ausgeschriebene Name „Internationale Funkausstellung“ etwas nach altem Röhrenradio und angestaubter Technik klingt, hat sich die IFA in Berlin immer wieder neu erfunden. 2024 ist sie 100 geworden und wartete mit jeder Menge Neuerungen auf.
Zum 100. Geburtstag haben sich auf der IFA in Berlin rund 1.800 Aussteller eingefunden, um ihre neuesten Innovationen zu präsentieren. Ein Thema sind wieder alle möglichen Geräte aus dem Bereich Weiße Ware, die sich per App steuern lassen und vielfach schon über KI-Funktionen verfügen.
Manche der vielleicht gar nicht so weißen Neuerungen haben die Hersteller schon im Vorjahr präsentiert, Siemens zum Beispiel den Backofen IQ700, der mit eingebauter Kamera im Innenraum die optimale Backzeit und -temperatur für Gemüse, Braten oder Fisch erkennen kann. Waren es anfangs noch 40 Gerichte, soll der intelligente Backofen laut Spiegel Netzwelt mittlerweile 80 Gerichte und Anwendungen unterstützen.
Neues aus dem Bereich Weiße Ware
Der gleichnamige French-Door-Kühlschrank IQ700 soll mit seinem gigantischen Lagerraum von 574 Liter weniger Einkäufe nötig machen, bietet zudem Gemüse, Fisch und Fleisch eigene Fächer. Hinzu kommt laut Bosch bei einem baugleichen Modell ein Ice Crusher für etwa 80 Gläser Aperol Spritz oder ähnliche Cocktails. Das Wireless Power Consortium (WPC), das den Qi-Standard für die kabellose Stromversorgung von Smartphones und Kopfhörern entwickelt hat, scheint die Besucher dagegen mit dem Kürzel Ki etwas aufs Glatteis zu schicken. Denn dahinter steckt keine KI, sondern ein neuer Standard für die Vervielfachung der heutige Qi2-Ladeleistung von 15 Watt auf sage und schreibe 2.200 Watt. Das soll ausreichen, um damit auch Kaffeemaschinen oder Mixer kabellos zu betreiben.
AEG wartet mit einem „KI-Rezept-Assistenten“ und angeschlossener App auf, mit der man Online-Rezepte von Chefkoch.de herunterladen und von KI analysieren und optimieren lassen kann. Derweil zeigt die IFA auch, dass sich dank Siri oder Alexa immer mehr sehr profane Geräte per Spracherkennung steuern lassen. Bei den Smartphones ist man daran schon gewohnt, aber auch Fernseher und Haushaltsgeräte kommen immer mehr mit Sprachsteuerung daher, was schon eine Erleichterung sein kann.
Smart Home bleibt eines der Top-Themen
Ein Messe-Highlight waren wieder jede Menge Lösungen rund um das Thema Smart Home, das sich im weiteren Sinne auch in vielen Fernsehern und anderen Geräten der Unterhaltungselektronik wiederfindet.
Sehr präsent waren diesmal auch wieder Mini- und Nahdistanz-Beamer, die von der Helligkeit, Auflösungen und der Ausstattung heute sehr viel mehr leisten als die der ersten Generationen. Auch die bringen oft schon einen Knopf für Sprachsteuerung auf der Fernbedienung mit.
Wie der ITK-Branchenverband Bitkom pünktlich zur Funkschau in Berlin bekanntgab, ist fast jeder zweite Haushalt in Deutschland mittlerweile „smart“. Großes Interesse besteht an der KI-Steuerung, aber jeder oder jede Zweite sorgt sich auch vor Überwachung durch ihre smarten Fernseher, Kühlschränke und Co. 46 Prozent der Menschen in Deutschland haben schon Smart-Home-Technologien im Einsatz, ein Plus von 3 und 6 Prozentpunkten gegenüber 2022 und 2020. Sogar bei den 65- bis 74-Jährigen sind sie schon im Einsatz, bei den über 75-Jährigen sind es jedoch nur 6 Prozent.
Auch wenn sie vielleicht einen solchen Backofen wie Highend-Geräte von Miele oder Siemens haben, nutzen sie die Steuerung per App kaum. Viele vor allem die Jüngeren können sich aber vorstellen, KI für die Steuerung der Beleuchtung (66 Prozent), Alarmanlagen (51 Prozent) oder gar Saug- und Wischrobotern (36 Prozent) zu nutzen. Staubsauger-Roboter sind schon in jedem vierten Haushalt eingezogen, 18 Prozent der Gartenbesitzer:innen lassen Roboter-Rasenmäher ans Werk. Wer einmal Blut geleckt hat, das zeigt die Bitkom-Studie auch, will auch immer mehr Smart Home Geräte haben und kann sich vorstellen, damit auch im Alter selbstbestimmt zu leben.
Bodycheck – warum nicht mit einem Ring?
Obwohl selbst eher klein, haben auf der IFA 2024 wieder sogenannte Wearables, das heißt am Körper tragbare Geräte, sehr viel Raum eingenommen. Auch dazu gibt es eine neue Bitkom-Studie. Demnach sinkt zwar der Markt für Unterhaltungselektronik weiter, gleichzeitig steigt aber die Nachfrage nach Wearables. Dabei stellt Bitkom vor allem ein wachsendes Interesse an Accessoires mit eingebauter Messung von Körperfunktionen und Gesundheit fest. Smartwatches sind in der neuen Umfrage dazu noch gar nicht mal aufgeführt.
Denn angeführt wird die Liste mit jeweils über 22 Prozent von smarten Kopfhörern und Schuhsohlen, gefolgt von intelligenten Gürteln, Pflastern (etwa für die Messung des Blutzuckerspiegels), Kleidung und Fingerringen mit jeweils über 10 Prozent. Selbst smarte Ohrringe und Broschen gibt es mittlerweile. Ungebrochen ist auch das Interesse an VR-Brillen zum Eintauchen in virtuelle Welten, vor allem in den Bereichen Gaming, Reisen, Film und Videos sowie Musikkonzerte.
Quelle Titelbild: Evernine