28.05.2020

Healthcare-Branche: Der große Gewinner der Krise?

Um 30 Prozent sind die 14.851 in Deutschland gehandelten Aktien in den letzten Wochen eingestürzt. Allerdings gibt es auch einen gegensätzlichen Trend. Anleger setzten vermehrt auf Aktien von Unternehmen aus der Healthcare-Branche. Zu recht?

Generell gilt: Die Healthcare-Branche ist krisenfester als andere Branchen. Sowohl bei der Dotcom-Blase im Jahr 2000 als auch in der Finanzkrise 2008/2009 fielen die Aktienkurse der Healthcare-Unternehmen weniger stark, als die des Gesamtmarkts. Bei der derzeitigen Krise kommt hinzu, dass einigen Healthcare-Unternehmen eine Schlüsselrolle zur Begrenzung oder gar Lösung der Krise zugesprochen wird. Der Healthcare-Sektor steht deshalb wie wohl nie zuvor im Rampenlicht der breiten Öffentlichkeit.

 

Beim Blick auf den aktuellen deutschen Aktienmarkt werden die Gewinner direkt deutlich. Nur ein Anteil von fünf Prozent der Unternehmen in Deutschland konnte seinen Aktienwert zumindest behaupten. Die Hauptgewinner sind die Healthcare-Unternehmen Aladdin Healthcare, Heidelberg Pharma und Nanorepro. Im Folgenden erfahren Sie, wie wahrscheinlich es ist, dass die Erfolge am Aktienmarkt von Unternehmen der Gesundheitsbranche nachhaltig sein werden. Denn es zeigen sich durchaus Unterschiede bei den derzeitigen Gewinnern.

Mitten im Geschehen

Die drei großen Gewinner Heidelberg Pharma, Aladdin Healthcare und Nanorepro haben einen direkten inhaltlichen Bezug zu Corona. Heidelberg Pharma ist Lizenzträger eines Wirkstoffes, der in Corona Impfstoff Studien genutzt wird, Aladdin Healthcare entwickelt mit staatlicher Förderung Diagnosekomponente für Covid-19 und Nanorepro vertreibt Schnelltests.

Alle drei haben gemein, dass sie vor der Krise als wohl eher angeschlagen gegolten haben.

Heidelberg Pharma, Aladdin Healthcare und Nanorepro weisen große Kursgewinne auf. (Quelle: iStock / Ca-ssis)

Die immensen Kursgewinne der Drei sind eng verknüpft mir der Spekulation darauf, dass sie zur Bekämpfung des Virus beitragen. Doch wie sieht es bei Unternehmen der Healthcare-Branche aus, die keinen direkten Corona-Bezug haben?

Medizinzubehör und Software

Auch andere Unternehmen in der Healthcare-Branche schaffen es derzeit mit positiven Nachrichten auf sich aufmerksam zu machen. Mehrere Unternehmen im Bereich der Medizin- und Sicherheitstechnik weiten derzeit ihre Produktion erheblich aus. So beispielsweise das Unternehmen Drägewerk, was seine Produktion von Beatmungsgeräten vervielfacht hat.

 

Neben diesen wohl recht offensichtlichen Unternehmen gibt es auch Unternehmen, die bisher etwas unter dem Radar  liefen. Denn auch Arztpraxen und Krankenhäuser müssen in Folge der Einschränkungen ihre Art zu arbeiten oftmals grundlegend überdenken. Der klassische Sprechstundenbesuch soll wenn möglich vermieden werden. Hier kommen Angebote ins Spiel, die beispielsweise  Online Sprechstunden oder digitale Rezepte ermöglichen. Bezüglich der aktuell und global sehr schnell voranschreitenden Digitalisierung in der Branche, kann davon ausgegangen werden, dass die Erfolge besonders nachhaltig sein werden.

Durch die Pandemie müssen zahlreiche Behandlungen verschoben werden. (Quelle: iStock / Geber86)

Zurückhaltung geboten?

Doch nicht alles ist rosig. Denn die Krise hat auch ein anderes Gesicht. Viele Behandlungen, die unter normalen Umständen stattgefunden hätten, werden aufgeschoben oder abgesagt. Und auch der normale Forschungsbetrieb kann nur unter sehr strengen Auflagen vorangehen.

Längst nicht alle Healthcare-Unternehmen zählen zu den Gewinnern. Und auch bleibt es abzuwarten, wie nachhaltig der Erfolg der derzeitigen Nutznießer sein wird.

Doch eins wird beim Blick auf die gesamte Branche einmal mehr deutlich: Die Healthcare-Branche kann Zeiten von Krisen durch sein hohes Innovationspozential und die geringere Abhängigkeit von einer guten Konjunktur besser abfedern.

Quelle Titelbild: iStock /anyaivanova

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