10.02.2023

Warum Unternehmer den Fuß von der Digitalisierungsbremse nehmen

Energiekosten, Inflation, Lieferkettenprobleme und Fachkräftemangel lassen deutsche Unternehmen zögern, die digitale Transformation weiterzuführen oder überhaupt zu starten. Neben Budget- und Zeitfaktoren sowie falscher Priorisierung ist der zaghafte Wille zur Veränderung aber die größte Hemmschwelle für betriebliche Modernisierungen, sagt Maria Truong, IT-Expertin beim Beratungshaus CNT Management Consulting. Laut ihr geht der Trend aber aufgrund der voranschreitenden Globalisierung allerdings in die richtige Richtung, wenn auch langsamer als erwartet.

Maria Truong, IT-Expertin beim Beratungshaus CNT Management Consulting.

„Die Entscheider haben Angst vor Veränderungen und die falsche Entscheidung zu treffen – vor allem in unsicheren Zeiten, wie wir sie zurzeit erleben.“ Dabei sei es gerade jetzt notwendig sein Unternehmen flexibel, agil und resilient aufzustellen, um auf die etwaigen Marktirritationen reagieren zu können.

Ebenfalls als hinderlich erweist sich die Tatsache, dass der Mehrwert der Veränderung von den Entscheidern nicht rechtzeitig gesehen wird. Viele verlassen sich oft ausschließlich auf Kennzahlen, ohne mit einzelnen Bereichsleitern im Unternehmen zu sprechen oder ziehen gänzlich die falschen Daten heran.

Veränderung muss vorgelebt werden

Deutsche Unternehmen halten vielerorts an bestehenden Strukturen fest. „Mitarbeitende, die wirklich etwas verändern wollen, finden oft kein Gehör und kämpfen gegen die sprichwörtlichen Windmühlen“, so Truong.

 

Das liege vor allem am fehlenden Willen zur Veränderung und der mangelnden Motivation durch Entscheidungsträger und Führungskräfte sowie der falschen Priorisierung – also vermeintlich „zu wenig Zeit und Budget“. Der Ressourcen- bzw. Fachkräftemangel, der beinahe alle Branchen in Deutschland betrifft, tut seines noch dazu.

 

„Das Skurrile ist, dass die meisten Unternehmer eine digitale Geschäftsstrategie durchaus als essenziell für künftigen unternehmerischen Erfolg sehen“, meint Truong. Das Problem sei die zaghafte Herangehensweise.

 

Change-Management spielt in Digitalisierungsprojekten eine Schlüsselrolle. Es setzt voraus, dass Projektverantwortliche und Entscheider jegliche Änderung mittragen und vorleben, aber allen voran das gesamte Unternehmen dazu motivieren, ein wichtiger Teil des Projekterfolges zu werden.

Komplexität und Kosten bremsen den Wandel

Ein Problem, das viele deutsche Mittelständler betrifft, ist die scheinbare Komplexität des Themas. Denn die Angebote am Markt sind vielfältig und der Laie sieht meist den Wald vor lauter Bäumen nicht.

 

Truong weiß aus Erfahrung: „Bevor unsere Kunden zu uns kommen, fragen sie sich oft welches Werkzeug brauche ich, welches kann meine individuellen Anforderungen am besten abdecken, gibt es Alternativen oder wie vergleicht man und nicht zuletzt, wer kann mir dabei helfen?“

 

Bei Digitalisierungs-Software für Unternehmen gäbe es eine Vielzahl an Anbietern und Lösungen, aber ein Vergleich wie bei Alltagsgeräten ist hier nicht so einfach.

 

Wie also kann ein Unternehmen sicherstellen, die richtige Software und das richtige Werkzeug für sich und seine Organisation zu finden?

 

„Unsere Kunden verlassen sich nicht mehr ausschließlich auf Verkaufsfolien der Anbieter“, so Truong. Man wolle heute live sehen oder erleben, was mit neuen potenziellen Instrumenten zu erwarten ist und wie diese auf die eigene Organisation maßgeschneidert werden könnte.

 

Dabei werden auch die Mitarbeitenden, also die Endnutzenden, miteinbezogen. Dies erhöht den Ressourcenaufwand auf beiden Seiten, lange bevor ein Projekt überhaupt starten könne.

 

Der Einsatz macht sich jedoch für Anbieter bezahlt – man lernt das Unternehmen, die Schlüsselpersonen, die Prozesse und Abhängigkeiten frühzeitig kennen und kann anders auf individuelle Anforderungen eingehen. Das reduziert während des Digitalisierungsprojektes unvorhersehbare und nicht kalkulierte Mehraufwände für Kunden.

Was man als Führungskraft richtig machen kann

Trotz aller derzeitigen Unsicherheiten ist laut Truong jetzt der richtige Zeitpunkt, die eigene Digitalisierungsstrategie in Angriff zu nehmen: „In den nächsten Jahren wird sich die Spreu vom Weizen trennen – Unternehmer die mutig sind und bestehende Strukturen aufbrechen, Pionierarbeit leisten, werden einen klaren Wettbewerbsvorteil haben“.

 

Dabei sei es wichtig, dass sich Führungskräfte mit der Materie aktiv auseinandersetzen, die technologischen Möglichkeiten kennen und vor allem die Anforderungen des eigenen Unternehmens und die Zusammenhänge verstehen.

 

„Hier macht es für die meisten Unternehmen Sinn, sich Hilfe ins Haus zu holen, denn ausschließlich nach KPIs zu gehen, aber die Mitarbeitenden, die mit den digitalen Werkzeugen am Ende arbeiten sollen, nicht zu berücksichtigen, führt in der Regel direkt zu Inakzeptanz innerhalb der Organisation“, so Truong.

 

Mitarbeitende sollen durch Digitalisierung entlastet werden und deren Vorteile klar erkennen und nicht belastet werden oder gar Angst davor haben.

 Titelbild: CNT Consulting