Die Deutsche Telekom registriert zehn Millionen potenzielle Glasfaserkunden
Über zehn Millionen Haushalte hätten schon Zugang zum eigenen Glasfasernetz, teilt die Deutsche Telekom mit. Angeschlossen sind aber weit weniger. Anbieter in anderen EU-Ländern kündigen daher schon DSL-Verträge, um potenzielle Glasfaserkunden zu ihrem Breitbandglück zu zwingen.
Das Gros der Deutschen surft und streamt immer noch über kupferbasierte DSL-Verbindungen. Nach Plänen der Bundesregierung sollen im Einklang mit denen der EU aber bis 2030 alle Haushalte und Unternehmen Zugang zum schnellen Glasfasernetz haben.
Die Deutsche Telekom hat nun einen ersten großen Meilenstein auf dem Weg dahin bekanntgegeben. Demnach hatten Ende 2024 bereits 10,1 Millionen deutsche Haushalte Zugang zum eigenen Glasfasernetz und damit 2,2 Millionen mehr als 2023, wie ChannelPartner berichtet. „Wir bauen Glasfaser aus, was das Zeug hält“, zitiert das Fachhandelsmagazin den Telekom-Chef Tim Höttges.
Die meisten Anschlüsse liegen brach
Die Möglichkeit, sich ans Glasfasernetz der Telekom anzuschließen und tatsächlich davon Gebrauch zu machen, klaffen aber noch weit auseinander. Denn bei den von der Telekom genannten Zahlen handelt es sich um die sogenannten „Homes Passed“, sprich die Kabel, die sich in der Erde befinden und von denen viele noch darauf warten, den Weg bis ins Haus oder die Wohnung zu finden.
Bei den Anschlussstufen von Glasfasernetzen ist zu unterscheiden:
- FTTN/C/S heißt, dass die Kabel bis zur Nachbarschaft, dem Randstein (curb) oder zur Straße reichen.
- FTTdp steht für Fibre to the distribution point, sprich bis zur Kabelstange oder dem Kabelschacht auf der Straße.
- FTTB heißt, dass die Glasfaserkabel bis ins Basement oder das Gebäude (building) reichen.
- FTTH steht für Fibre to the Home und bedeutet, der Glasfaseranschluss bis in die Wohnräume reicht.
- FTTL heißt Fibre to the Loop oder bis zum jeweiligen Teilnehmer.
- FTTD steht für Fibre tot he Desk, sprich bis zum Büroarbeitsplatz.
Die Zahl der aktivierten Fibre-to-the-Home- oder kurz FTTH-Anschlüsse der Deutschen Telekom liegt mit 1,5 Millionen Glasfasernutzern nur bei 15 Prozent. Diese soll Höttges zufolge auf „deutlich über 20 Prozent“ steigen.
Der Preis ist meist der Knackpunkt
Hoffnungsträger sind dabei die Neukunden, denn die aus dem Bestand winken bei Glasfaser vielfach immer noch dankend ab. Die Anzahl der Neuzugänge hat sich von Quartal zu Quartal kräftig erhöht. Im vierten Quartal 2023 kamen 88.000 Neukunden hinzu, ein Jahr später schon 134.000.
Wie ChannelPartner weiter schreibt, hat der Telekom-Konkurrent Deutsche Glasfaser in Deutschland von rund 400.000 auf 2,4 Millionen Haushalte zugelegt und 40 Prozent davon schon anschließen können. Der Grund, warum viele Kunden vor der Nutzung von Glasfaserangeboten trotz der versprochenen schnellen, stabilen Internetverbindungen noch zurückschrecken, ist vornehmlich der Preis.
Der Vodafone-Listenpreis für Kabel-TV inklusive Gigabit-Download pro Sekunde ist mit 45 Euro im Monat vor Abzug möglicher Rabatte deutlich günstiger als die 70 Euro, welche die Telekom für den Gigabit-FTTH-Tarif aufruft. Allerdings will der Konzern auch nichts verschenken, wie Finanzvorstand Christian P. Illek sagt. Die Preise seien attraktiv und lägen mitunter deutlich unter denen in den USA.

Kein EU-Zwang in Sicht
Kupfer- und Glasfaserkabel parallel zu betreiben ist derweil unwirtschaftlich. Da Glasfaser die überlegene Technologie ist, ist in einigen Ländern wie Dänemark, Schweden und Frankreich die Abschaltung von Kupfernetzen schon weit vorangeschritten. Orange S.A. hat als größtes französisches Telekommunikationsunternehmen die Abschaltung bis 2030 vorverlegt.
Für Deutschland gibt es noch keine konkreten Abschaltpläne. Vodafone-Deutschlandchef Marcel de Groot hat jedoch erklärt, es brauche einen klaren Fahrplan für das Ende der Kupferkabel, um die Gigabit-Ziele der Bundesregierung zu erreichen.
Der EU-Rat spricht sich dabei für eine schrittweise Abschaltung der Kupfernetze aus, um auch die Besonderheiten der Mitgliedsstaaten, den Wettbewerb und das Verbraucherwohl zu berücksichtigen. Das heißt, dass es eine EU-weite Abschaltung der Kupfernetze bis 2030 voraussichtlich nicht geben wird.
Der deutsche Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. (BREKO) hat dazu erklärt: „Wir begrüßen, dass der Rat der unrealistischen Forderung nach einem EU-weit einheitlichen finalen Abschaltdatum für die Kupfernetze eine klare Absage erteilt und die Bedeutung eines verbraucher- und wettbewerbsfreundlichen Wechsels von Kupfer auf Glasfaser in den Vordergrund stellt“.
Für die Anbieter ist derzeit, wie die über die letzten zehn Jahre fast gleichgebliebene Zahl von 24 Millionen Haushalten zeigt, DSL immer noch das Hauptgeschäft. Die Deutsche Telekom geht davon aus, dass es noch fünf bis sieben Jahre dauern wird, bis sie mehr FTTH- als DSL-Kunden haben wird. Dafür braucht es neben dem Abschaltdruck aber vielleicht doch finanzielle Anreize, um zu wechseln. Manche lokale Betreiber machen es mit deutlich günstigeren Preisen vor.
Quelle Titelbild: Adobe Stock / Viks_jin