Boom um Clubhouse – Ist die Social-Listening App auch für den HR-Bereich interessant?
Woran liegt der Boom der Social-Listening App Clubhouse? Und ist sie auch für Unternehmen im HR-Bereich interessant? Diese Fragen stellte Kristian Kretschmann von rexx systems dem Founder & Chief Communication Officer der Evernine Group Hannes Beierlein der neuesten Folge des Podcasts „rexxperts – Der HR TALK“.
Die Social-Listening App Clubhouse erfährt aktuell große Beliebtheit. Personaler wittern eine Möglichkeit, ihr Unternehmen über die App den Bewerbern schmackhaft zu machen. Doch bietet die App diese Chancen überhaupt? Diese Fragen diskutierten Kristian Kretschmann, HR-Experte bei rexx systems, gemeinsam mit Hannes Beierlein, dem Co-Founder und Chief Communication Officer der Evernine Group in der neuesten Folge des Podcasts „rexxperts – Der HR TALK“ vom Personal-Softwaredienstleister rexx systems.
Was bietet Clubhouse und wie können Personaler davon profitieren?
Diese Frage stelle rexxperte Kretschmann zunächst in den Raum. Denn die Antwort ist trotz des hohen Andrangs auf die App von Politikern, Stars und Influencern nicht ganz einfach.
Beierlein erklärt: Clubhouse bietet ausschließlich iPhone-Nutzern nach der Anmeldung mit den Telefondaten Räume an, um miteinander zu sprechen. „Eigentlich kann man die App wie eine erweiterte Version von Podcasts sehen, zu der Form, wie wir gerade sprechen. Menschen können unter bestimmten Themen, mal moderiert, mal nicht moderiert, miteinander sprechen und interagieren.“ Das Manko: Ob es eine Moderation gibt, entscheidet die Person, die den Raum erstellt.
„Es ist sehr spaßig, bietet aber mehr Anreize für die Privatnutzung. Mich haben einige Gespräche durchaus inspiriert und nachdenklich gemacht. Vor allem, wie Leute hier in einem doch sehr öffentlichen Raum miteinander sprechen. Denn theoretisch kann jeder in den Themenraum eintreten und zuhören.“, erklärt der Digitalstratege.
Nur ein pandemiegetriebener Hype – oder doch zukunftsfähig?
Die App trifft, wie Kretschmann erklärt, genau den Nerv der Zeit: Viele Menschen sitzen durch die Lockdown-Beschränkungen Zuhause und suchen nach einer Beschäftigung. Kretschmann hakt nach: „Ist die App nicht vielleicht nur ein pandemiegetriebener Hype? Wird sie sich am Ende durchsetzen?“
Beierlein schildert: „Es schwingt durchaus bei einigen Dingen, die ich bisher gesagt habe ein kritischer Unterton mit. Ich bin selbst hin und her gerissen“. Denn die App „ist zwar ein neues innovatives Format“, könnte aber laut dem Evernine-Founder auch einfach nur die Möglichkeit für den persönlichen Austausch sein, wie viele Menschen ihn aktuell suchen.
Grundsätzlich ist das Format Podcast im B2B-Bereich sehr beliebt. Gerade in den letzten Monaten haben Podcasts laut Beierlein „im Marketing und HR-Bereich noch einmal einen Hype erlebt. Gerade im Marketing gibt es hier auch sehr gute, ausgereifte Formate, die auch sehr beliebt sind.“ Das zeigt auch Entwicklung der Nutzerzahlen von Podcasts in den letzten Jahren. „Podcasts haben im Gegensatz zu Clubhouse hier aber den Vorteil, dass sie sauber moderiert sind und weniger konfuse Gespräche entstehen, so wie es aktuell oft in Clubhouse vorkommt.“
Datenschutz für Businessaktivitäten zu unsicher
Auf die Frage Kretschmanns, ob sich das neue Format laut für Employer Branding oder Recruiting eignet, entgegnet Beierlein, dass er der geschäftlichen Nutzung der App sehr skeptisch gegenüberstehe. Das habe aber mehrere Gründe: „Einmal ist die App natürlich nicht als Geschäftsplattform vorgesehen, sondern für den privaten Austausch. Das steht auch so in den AGBs von Clubhouse.“
Andererseits spricht der Personalmarketing-Experte auch aus seinem Berufsalltag mit Kunden. Er habe das Format unter Beobachtung, seine Skepsis für die Business-Nutzung läge „aber vor allem an den Datenschutzbestimmungen. Alle Gespräche gehen ohne Umwege in die USA und werden dort gespeichert.“
Wenn man die App für Recruiting-Zwecke nutzen will, „ist es sehr schwer, in den oft kaminabend-artigen Gesprächen Menschen direkt anzusprechen. Das braucht eine Menge Erfahrung. Für das Thema Recruiting halte ich es deswegen für sehr bedenklich.“
Formate für Employer Branding
Beim Employer Branding steht und fällt der Nutzen allerdings beim Format. Ein ausgeklügeltes Format mit einer einheitlichen Darstellung des Unternehmens und der Marke ist hier wichtig. Beierlein habe selber allerdings schon größere Unternehmen mit ihren HR-Chefs auf Clubhouse erlebt, bei denen die Gespräche nicht erfolgreich waren. „Letztlich kommt es hier auf das Storytelling an. Man wird in Zukunft sicherlich eine gute Nutzung der Plattform für Employer Branding entwickeln“, erklärt er.
„Für HR-Zwecke gibt es aktuell noch kein Konzept, wie Unternehmen auf der Plattform einsteigen können. Für das Recruiting gleicht es hier eher eines von Haustür-zu-Haustür gehen, also einer Kaltakquise.“
Hier können Sie die ganze Podcast-Folge hören:
Quelle Titelbild: Adobe Stock / MichaelJBerlin
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