10.07.2023

Der Hochlauf von BSS & OSS: Anforderungen an eine vernetzte Welt

Kein Fortschritt ohne Digitalisierung, keine Digitalisierung ohne effiziente Konnektivität. Egal ob KI, IoT oder Machine Learning – die datengetriebenen Innovationen von heute sind mehr denn je auf ein hocheffizientes Netzwerk angewiesen. Um neue, digitale Ökosysteme zu ermöglichen, führt an modernen OS- und BS-Systemen kaum mehr ein Weg vorbei. Die Telekommunikationsbranche liefert damit die Grundlage für innovative Errungenschaften von morgen. Gastbeitrag von Markus Cserna, Chief Technology Officer bei cyan AG.

OSS und BSS: Unscheinbare Akronyme mit großer Wirkung

Was auf den ersten Blick wie unscheinbarer Branchenjargon aus der Telekommunikation wirkt, ist der zentrale Baustein für einen leistungsfähigen Netzwerkbetrieb. Die beiden Abkürzungen OSS und BSS stehen für Operation Support beziehungsweise Business Support System. Ein softwarebasiertes System also, das den Betrieb und Geschäftsabwicklung im Netzwerk sicherstellt und im besten Fall beides deutlich effizienter macht.

Mit Blick auf die vertiefte Digitalisierung aller Lebensbereiche ein unverzichtbares Asset, steigt schließlich das Volumen der jährlich generierten Daten. Informationen zufolge hat sich die weltweite Datenmenge allein zwischen 2012 und 2020 auf fast 64 Zettabyte verzehnfacht. In zwei Jahren, so Prognosen, sollen es bereits über 180 Zettabyte sein. Grund für diese rasante Entwicklung ist die zunehmende Nutzung mobiler Netzwerke durch menschliche, aber vor allem durch maschinelle Anwender. Im Ausbau befindliche Netze wie die 5G-Infrastruktur müssen die gestiegene Nachfrage bewältigen – eine enorme Herausforderung vor allem für Unternehmen im Telekommunikationssektor. Mit OSS und BSS verteilen sie nicht nur ihre Netzkapazitäten je nach Bedarf, sondern können diese dank Automatisierung und KI & ML antizipativ aussteuern.

Von der Support-Software zum High Performance Ökosystem

Im Gleichschritt mit der Digitalisierung ist das proaktive Management der Netzwerkinfrastrukturen zu einem dynamischen Wachstumsmarkt transformiert worden. Taxierten Beobachter den Branchenwert im Jahr 2019 noch auf etwa 36 Milliarden Dollar, wird er voraussichtlich im Jahr 2027 bereits die Schallmauer von 100 Milliarden Dollar durchbrechen. Zusätzlich kann bis 2025 davon ausgegangen werden, dass sich die 5,9 Milliarden weltweiten Mobilfunk-Kunden auf ca. 13,2 Milliarden SIM-Karten verteilen werden. Ein weiterer Indikator für das enorme Wachstumspotential.

Trotz dieses Aufwärtstrends sollte man nicht Gefahr laufen, den Blick für die entscheidenden Qualitätsmerkmale bei der Gestaltung von OSS und BSS zu verlieren. Denn vor dem Hintergrund des rasant zunehmenden Datenflows wird die Skalierbarkeit des Systems immer wichtiger.

Die OSS-Technologie lässt sich nicht mehr als vereinzeltes Software-Produkt fassen, sondern wird sich zu einem lebenden digitalen Ökosystem weiterentwickeln. Mehr denn je sind Kommunikationsdienstleister auf eine offene Datenarchitektur angewiesen, um mit Flexibilität neue User Cases zu eröffnen. Insbesondere für Anwendungsfälle in der Echtzeit-Datenverarbeitung geht die Entwicklung hin zu offenen Schnittstellen (Open APIs). Eine fortschrittsfähige Einbettung in das Netzwerk, die eine synchrone Nutzung von Daten ermöglicht, wird absehbar zum Maß aller Dinge in der Welt von OSS und BSS gehören.

Die Bedeutung von Cyber-Security in OSS & BSS-gestützten digitalen Ökosystem

Hinsichtlich der öffentlich zugänglichen Integration in ein Ökosystem mit diversesten Teilnehmern, gilt es aber auch die Sicherheitsaspekte zu beachten. Cybersecurity muss zum Teil neu überdacht werden, denn diese dient nicht nur dem Schutz und der Aufrechterhaltung der Services. Auch der Schutz der Daten und der einzelnen Geräte muss mit bedacht werden.

Die digitale Sicherheit wird zum immer wichtigeren Qualitätsmerkmal in der vernetzten Welt, in der viele Zahnräder für einen reibungslosen Ablauf ineinandergreifen müssen. Für die Zusammenarbeit mit Kunden, Partnern und Lieferanten droht als Folge von erfolgreichen Cyber-Attacken ein signifikanter Vertrauensverlust. Getreu dem Grundsatz „Cybersecurity is only as strong as your weakest link” ist digitale Sicherheit daher zu einer Querschnittaufgabe geworden.

Zu den Schutzmechanismen im TK-Bereich gehören ein proaktiver Ansatz zur Bedrohungserkennung und Incident Responses. So können Risiken reaktionsschnell nicht nur identifiziert, sondern auch bekämpft werden. Integrität und Verfügbarkeit von BSS/OSS-Systemen bleiben zeitgleich und durchgängig gewährleistet. Hinzu kommen robuste Verschlüsselungen und die Sensibilisierungen für Gefahren bei Kunden und Mitarbeitern. Gerade der letzte Punkt wird leider noch zu oft unterschätzt. Auch die Verantwortung gegenüber den eigenen Kunden gebietet es, auf die überschaubaren, aber gleichwohl effektiven Selbstschutzmaßnahmen hinzuweisen. Doch während bei den Großkonzernen das Thema Cybersicherheit vielfach in den Chefetagen angekommen ist, hat die Breite des Mittelstandes teils noch immensen Nachholbedarf. Gleiches gilt für Konsumenten. Telekom-Ausrüster müssen es daher als Verpflichtung sehen, den Endkunden einfache Lösungen bereitzustellen, die direkt in die OSS/BSS-Lösung bzw. das Netzwerk integriert sind.

 

Über den Autor:

Markus Cserna, CTO der cyan AG, ist ein Experte auf dem Gebiet der Cybersicherheit. Als Mitbegründer des Unternehmens setzt er sich leidenschaftlich für technologischen Fortschritt und den Schutz von Internetnutzern ein. Seine langjährige Erfahrung und Führungspositionen in verschiedenen IT-Sicherheitsunternehmen machen ihn zu einer wichtigen Führungspersönlichkeit in der Branche.

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