mybusinessfuture
06.06.2023

James Bond lässt grüßen: Erste Erfolge für Solarstrom aus dem Weltall

Der weltweit wachsende Strombedarf lässt alte Pläne wie die zur Rückkehr der Kernenergie oder Kohleverstromung wiederaufleben, macht aber auch erfinderisch. So ist es einem US-Institut erstmals gelungen, Solarenergie im Weltall per Mikrowellentransmitter zu übertragen.

 

Statista zufolge soll sich der weltweite Primärenergieverbrauch in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts von  410 auf 886 Billiarden British Thermal Units (BTU) oder 886 quad mehr als verdoppeln. Der Weltenergierat geht davon aus, dass die weltweite Stromnachfrage bis 2040 mit dann 35.277 TWh um 2,0 Prozent per annum und damit doppelt so stark zunimmt wie der besagte Primärenergieverbrauch. Dabei ruht die Hoffnung der Studie zufolge vor allem in den erneuerbaren Energien, deren Anteil sich seit 2018 von 26 auf 44 Prozent erhöhen soll, während die Zuwächse bei Kernenergie deutlich niedriger taxiert werden, obwohl sei dem Krieg in der Ukraine Atomstrom wieder einen globales Revival erlebt.

 

Forschende haben zwar schon erste Durchbrüche bei der Kernfusion vermeldet, die immer wieder als Rettung für den wachsenden Energiehunger weltweit gepriesen wird, aber voraussichtlich noch Jahrzehnte auf sich warten lassen wird. Ein anderer neuer Hoffnungsträger könnte Strom aus dem Weltall sein. Genauer ist es dem California Institute of Technology (Caltech) gelungen, erstmals über einen Testsatelliten Solarstrom drahtlos im Weltall verschicken und empfangen zu lassen.

 

Wie Heise das Forschungsinstitut zitiert, war das drei an Bord befindlichen Experimenten zu verdanken. Das eingesetzte MAPLE (Microwave Array for Power-transfer Low-orbis Experiment) besteht demnach aus mehreren flexiblen Mikrowellentransmittern, handelsüblichen Bauteilen und günstiger Technik. Dabei soll es auch schon gelungen sein, den Sender auf die Erde auszurichten und das Signal dort zu empfangen. So wisse man jetzt, dass die eigene Technik den Flug ins Weltall übersteht und funktioniert, so Projektleiter Ali Hajimiri.

 

Das klingt schon ein  bisschen nach James Bond und „Stirb an einem anderen Tag“ von 2002, wo ein Bösewicht mittels Satellit das Sonnenlicht zu einem tödlichen Strahl bündeln konnte. Ein ähnliches Experiment hatte sechs Jahre nach dem Kassenschlager auch die japanische Weltraumbehörde Jaxa aus 36.000 Kilometern Höhe schon ins Auge gefasst. Doch darum ist es bald wieder still geworden. Bald könnten die einstigen Pläne aber Wirklichkeit werden, wenn es nicht nur beim Experiment bleibt und gewährleistet ist, dass die Strahlen nicht wie im Film ganze Städte zerstört.

 

MAPLE besteht laut Heise aus zwei Empfängern, die etwa 30 cm vom Transmitter entfernt sind und die Mikrowellen in Strom umwandeln können, der dann auf der kurzen Distanz LEDs drahtlos zum Leuchten gebracht hat. Wenn alles so läuft, wie geplant und auch gewährleistet ist, dass die Bauteile den rauen Bedingungen im Weltall standhalten, soll sich so auch Solarstrom im übertragen lassen. Bei der Ausrichtung des Transmitters auf die Erde ist freilich noch kein Strom geflossen, aber der Empfang des Signals sei gelungen.

 

Wie es weiter heißt, soll es mit weltraumgestützter Solarenergie künftig möglich sein, Solarstrom rund um die Uhr auf der Erde verfügbar zu machen. Der Testsatellit namens Space Solar Power Demonstrator (SSPD) ist Anfang des Jahres gestartet. Die Europäische Weltraumagentur ESA rechnet damit, dass sich auf die Weise ab 2025 jährlich Hunderte von Terawattstunden sauberer Grundlastenergie gewinnen lässt, um von fossilen Brennstoffen wegzukommen. Ein eigener Testsatellit der ESA ist für 2030 geplant.