10.11.2022

Entwicklung und Skalierung von Unternehmen – welcher Weg ist der richtige?

Der eigentliche Schritt in die Selbstständigkeit, die Gründung eines Unternehmens – ist oft schnell vollzogen. Obgleich in einigen anderen europäischen Ländern die dazugehörigen Prozesse komplett digital und entsprechend zügig ablaufen, erfordern die reinen Formalitäten auch in Deutschland vergleichsweise wenig Aufwand und Zeit. Schwieriger und anspruchsvoller gestalten sich hingegen Entwicklung und Skalierung des eigenen Unternehmens, der strukturierte Weg in die Gewinnzone und die Suche nach qualifizierten und motivierten Mitarbeitern. Welche Strategie ist die richtige, welche Sackgassen lauern auf frischgebackene Gründer?

Vom Einzelkämpfer zum Dirigenten

Wer als Einzelperson ein Unternehmen „auf der grünen Wiese“ und mit begrenzten finanziellen Ressourcen gründet, muss sich in der allerersten Zeit zwangsläufig selbst um alles kümmern: Werbung, Positionierung, Erarbeitung des Alleinstellungsmerkmal, Kundengewinnung, Administration, Abrechnung – und natürlich um die Bereitstellung der eigentlichen Dienstleistung bzw. die Produktion der Waren.

 

In dieser heißen Startphase arbeitet man gefühlt rund um die Uhr und versucht ständig, die nächste Kuh vom Eis zu holen. Dieser Zeitraum sollte aber so schnell wie möglich überwunden werden – getreu dem Motto „Nicht im Unternehmen, sondern am Unternehmen arbeiten“. Ansonsten steckt man schnell in der Stagnations-Sackgasse fest, reibt sich im Tagesgeschäft auf und versäumt die wichtigen Schritte, um das Unternehmen auf das nächste Level zu bringen. Tatsächlich scheitern innerhalb der ersten drei Jahre 80 bis 90 Prozent der neu gegründeten Unternehmen in Deutschland – auch aufgrund der genannten Ursachen. Ein wichtiger Break-even-Point auf dem Weg zum Erfolg: Die Entscheidung, die rein fachliche Ebene zu verlassen und sich hauptsächlich um die unternehmerischen Aspekte zu kümmern.  Dazu muss sich früher oder später aber auch die Erkenntnis gesellen, dass man sich selbstverständlich Unterstützung holen kann – und sollte.

 

In Deutschland gab es 2021 rund 6,1 Millionen mittelständische Betriebe und Selbstständige. Entsprechend viel Erfahrungswerte und Erfolgsbeispiele gibt es, um nicht ständig das Rad neu erfinden zu müssen. Wie gelangt man aber nun an das Know-how und die Erfahrungen, um so schnell wie möglich vom eigenen schlechtbezahltesten Angestellten zum zukunftsorientierten Unternehmer zu werden?

 

Matthias Aumann, erfahrener Unternehmer und erfolgreicher Gründer von „Mission Mittelstand„, einer vollständig digitalisierten Unternehmensberatung speziell für kleine und mittelständische Betriebe, kennt diese Thematik genau und hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem deutschen Mittelstand zu unterstützen und zu stärken: “ In meiner Anfangszeit als Gründer der aumann:grün AG, einem Garten- und Landschaftsbauunternehmen, hätte ich mir sehr einen Mentor gewünscht, der mir mit Know-how und Zuversicht zur Seite steht. Ich schaffte es schließlich nach unzähligen Rückschlägen selbst, mein Unternehmen so zu führen, dass es komplett ohne mich funktioniert.“ Welche Alternative gibt es noch, um die gefährliche Gründungsphase zu bewältigen und so schnell wie möglich „über den Berg“ zu kommen?

Das Eigenmanagement eines ganzen Unternehmens ist schwer - vor allem am Anfang (Quelle: Unsplash/Luke Peters)

Firmenkauf – ohne eigene Gründung Unternehmer werden

Die Gründer aus der Baby-Boomer-Generation ziehen sich nun langsam aber sich in den verdienten Ruhestand zurück. Dementsprechend steht eine Vielzahl von ertragreichen Unternehmen mit bewährten Strukturen und Prozessen, einer eingespielten Belegschaft und einem marktorientierten Service- oder Produktangebot demnächst ohne Eigentümer/Geschäftsführer da. Einige dieser Betriebe gehören zu den sogenannten „Hidden Champions“ – wenig bekannten, aber hochinnovativen und produktiven Marktführern ihrer Branchen oder Nischen. Deren „Noch-Eigentümer“ suchen oft händeringend nach passenden Nachfolgern, da Kinder und/oder Enkel mittlerweile andere Lebens- und Berufspläne verfolgen und kein unternehmensinternes Übernahme Potential bereitsteht.

 

„Diesen Pionieren ist es viel wichtiger, engagierte und motivierte ‚Macher‘ zu finden, anstatt ihre Firma einfach nur dem Höchstbietenden zu verkaufen. Ihnen geht es darum, ihr Lebenswerk weiterzuführen, fit für die Zukunft zu machen – und nicht zuletzt auch darum, Arbeitsplätze zu erhalten,“ weiß Oscar Karem, Business-Coach, Investor, Gründer, Mentor und Unternehmer, der seit 2004 ca. 2.500 Gründungen erfolgreich begleitet und unterstützt hat.

 

Mit der Übernahme eines bereits eingeführten und lukrativen Betriebs lässt sich seiner Erfahrung nach die sehr kritische Anfangsphase geschickt überspringen. Andererseits stellt die Übergabe selbst aber auch besondere Herausforderungen an beide Seiten. Zunächst einmal muss die Chemie zwischen beiden Seiten stimmen. Dann sollte die Nachfolge-Fraktion darauf achten, dass auch die Zahlen stimmen – wie sieht die Ertragssituation aus, gibt es Probleme/Spannungen mit Lieferanten, Zulieferern, Abnehmern, Zwischenhändlern? Existieren Rücklagen, um notwendige Investitionen zu tätigen? Oder herrscht „Ebbe“ in der Kasse und ein Investitionsstau in der Infrastruktur?

 

Die Vorgänger-Generation interessiert es andererseits, ob es die „Übernehmer“-Seite wirklich ernst meint, belastbare Pläne für die Zukunft mitbringt und auch das Wohl der Belegschaft im Auge behält.  Stimmen diese Parameter, steht einer möglichst friktionsfreien Übergabe kaum noch was im Wege – gerne auch mit externer Unterstützung, rät der Business-Coach Oscar Karem. Nichtsdestotrotz sollten sich die Nachfolger aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen, ganz im Gegenteil. Kein Unternehmen kann sich längerfristigen Stillstand leisten, insbesondere, wenn bereits einige „Cash Cows“ gute Umsätze einbringen. Diese erhöhen sogar das Risiko, das regelmäßige und nüchterne Hinterfragen des Status Quo zu vernachlässigen.

Fazit

Ob es sich um eine eigene Neugründung dreht oder die Übernahme eines etablierten Betriebs ansteht – Unternehmer sind im wahrsten Sinne des Wortes gut beraten, wenn sie sich möglichst früh fachkundige Unterstützung holen. Auf diese Weise weichen sie vermeidbaren Fehlern aus und können sich schneller darum kümmern, die Strukturen und Prozesse auf Wachstum auszurichten, anstatt sich im Tagegeschäft zu verlieren.

Quelle Titelbild: Unsplash / Hunters Race